Der Rogers–Schüler „Thomas Gordon“


Thomas Gordon ist der berühmte Autor der „Familienkonferenz“.
Er wurde am 11.03.1918 (Paris, Illinois) geboren und verstarb
am 26.08.2002.
Als Schüler von Carl Rogers bauen seine Ausführungen und Erziehungsstrategien u.a. auch auf die personenzentrierte Psychologie von Carl Rogers auf.
Thomas Gordons Schwerpunkt war es, Strategien für eine funktionierende Kommunikation zu entwickeln, um schwierige Konflikte zwischen Eltern und Kindern und später auch Lehrern und Schülern bzw. Managern und Mitarbeitern zu lösen.
Die Vielzahl von Publikationen, kurz auch Gordon-Programm genannt, umfassen Literatur zur Familienkonferenz, Lehrer-Schüler-Konferenz, Managerkonferenz und der Patientenkonferenz. Die Kommunikationsstrategien von Thomas Gordon können heutzutage im so genannten Gordon-Training trainiert und geübt werden.

Ausgehend von einem humanistischen Menschenbild schlägt Thomas Gordon Kommunikationsstrategien vor, die im Folgenden näher erörtert werden.
Eltern, Lehrer und Erzieher senden oftmals Botschaften aus, die den Kindern bzw. Edukanden signalisieren, dass ihr Verhalten inakzeptabel ist. Oftmals werden diese Botschaften so formuliert, dass die Kinder und Jugendlichen fast gezwungen sind zu hören, dass nicht nur ihr Verhalten, sondern ihre eigene Person negativ gesehen wird. Die schlimmen Auswirkungen auf das Selbstkonzept haben wir bereits bei der klientenzentrierten bzw. personenzentrierten Theorie von Carl Rogers erörtert.
Die Sprache der Nichtannahme sorgt nach Thomas Gordon für große Kommunikations-probleme. Diese Straßensperren verhindern echte Kommunikation.


Die zwölf Straßensperren der Kommunikation

Quelle: www.bueroexpress.ch

1. Der Befehl
Der Befehl ist eine Anweisung zu einem bestimmten Verhalten, die normalerweise ein Vorgesetzter mit dem Anspruch auf Gehorsam erteilt; dem Befehl darf in der Regel nicht widersprochen werden. Eltern befehlen oft unreflektiert.
Beispiel: „Räum endlich Deinen Schreibtisch auf !“ oder „Du machst jetzt die Hausaufgaben!“

2. Die Drohung
Die Drohung ist die Ankündigung eines unangenehmen Zustands (Nachteils), das bestimmt und geeignet ist, die Willensfreiheit des Edukanden zu beschränken und dessen Bereitschaft sich mitzuteilen zu mindern.
Beispiel: „Wenn Du nicht sofort Deine Zähne putzt, dann wirst Du heute Abend kein Fernsehen schauen dürfen!“ oder „Wenn Du Deine Hausaufgaben nicht machst, dann gibt es eben eine sechs!“

3. Das Moralisieren
Beispiel: „Ein ordentliches Mädchen hat aber eine andere Schultasche und nicht so einen Müllhaufen!“ oder „Ein echter Messdiener flegelt sich aber nicht so hin, wie Du das tust“


4. Ungefragt "Rat-Schläge" geben
Beispiel: „Es ist gut für Dich, wenn Du Deine Freundin Nicole mal nicht siehst, außerdem solltest Du endlich mal mehr Mathematik üben!“ oder „Du solltest wirklich nicht dazwischen reden, wenn ich etwas sage!“

5. Belehren bzw. logisch Argumentieren
Beispiel: „Wir wollen den Tatsachen in die Augen sehen! Wenn Du mal eine vernünftige Arbeit haben willst, musst Du mehr Mathematik üben.“ Oder „In Deinem Zimmer kannst Du Dich nur wohlfühlen, wenn Du schön brav aufräumst.“

6. Verurteilen
Verurteilen meint etwas für falsch, schlecht halten, ablehnen, bzw. jemandes
Handlungsweis.e v.;
Beispiel: „Das war schlecht, wie Du Deine Mutter angesprochen hast" oder: "Deine Aktion war von vornherein zum Scheitern verurteilt; die Sache hat von vornherein nicht geklappt"

7. Etikettieren
Darunter verstehen wir das Einordnen des Verhaltens oder Erscheinungsbildes anderer Menschen unter verschiedenen »Etiketten«. Dies ist häufig mit einer Zuschreibung von negativen Eigenschaften verbunden. In Gruppen entstehen dadurch Außenseiter. In der Erziehung stellt das Etikettieren durch Lehrer und Eltern -ein das Selbstkonzept zerstörendes Erlebnis- dar.
Beispiel: „Du benimmst Dich wie ein asoziales Blag.“ Oder „Na ja, Textaufgaben
kannst Du ja sowieso nicht. Das war noch nie Deine Stärke.“

8. Diagnostizieren
Beispiel: „Du bist so, weil Du Dich zu sehr von Deiner Freundin Nicole beeinflussen lässt.“ Oder „Ich glaube nicht, dass Du gut reiten kannst.“

9. Positive Bewertungen
Beispiel: „Eigentlich bist Du nicht so frech, aber im Moment scheinst Du Probleme zu haben.“

10. Mitfühlen
Beispiel: Nachdem ein Kind seine Probleme mit einer Lehrerin dem Vater geschildert hat antwortet dieser: „Mir ging das auch mal so, das ist ganz normal, da musst Du durch.“ Oder „Ach, dass ist doch halb so schlimm, beiss doch einfach mal die Zähne zusammen.“

Die Punkte acht, neun und zehn sind oftmals gutgemeinte Gesprächstechniken. Sie werden von Thomas Gordon trotzdem zu den zwölf Straßensperren der Kommunikation gezählt, da sie echte Kommunikation und die Selbstmitteilung des Kindes verhindern.


Quelle: www.ekd.de
11. Das Kreuzverhör
Oft werden Kinder von ihren Eltern durch übertrieben scharf formulierte Fragen in ein Kreuzverhör genommen und in eine den Eltern genehme Richtung gesteuert.

Beispiel: „Und was hast Du getan, nachdem Svenja das Lineal weggenommen hat? Da bist Du doch bestimmt ausgetickt oder? Komm sag schon was hast Du getan?“


12. Das Problem wird zerstreut
Beispiel: „Ach mach Dir nichts draus. Denk halt an was anderes. Willst Du fernsehen?“


Thomas Gordon formuliert jedoch nicht nur was Eltern und Erzieher in ihrer Kommunikation nicht tun sollten, sondern benennt sehr wohl Kommunikationsalternativen.

Gordons Methoden der Gesprächsführung

Passives Zuhören (Schweigen) Wirklich ruhig zu sein, selbst nicht zu reden, sondern zuhören gelingt vielen Eltern und Erziehern oftmals zu selten. All zu schnell wird auf kindlichen Verhalten reflexartig mit Aktionismus reagiert. Dabei verpassen Eltern und Erzieher all die wichtigen Dinge, die ein Kind sagen möchte. All zu viele Kinder haben das Gefühl, dass ihnen nicht genügend zugehört wird und verzichten dann irgendwann ihre persönlichen Angelegenheiten und Probleme den Eltern zu schildern. In diesem Zusammenhang darf durchaus an das Wort aus dem alten Testament erinnert werden: „Reden ist Silber, schweigen ist Gold.“

Aktives Zuhören

Das hörende Ohr
Quelle:
www.schwefelbergbad.ch
Während beim passiven Zuhören es zunächst um Schweigen und Warten auf die Botschaften des Gesprächspartners geht, hat das aktive Zuhören einen aktiven, einfühlenden also empathischen Charakter. Dabei geht es darum, dass der aktiv Zuhörende herausbekommen möchte, was das Problem bzw. die Wichtigkeit der kindlichen Aussage ausmacht. Hierzu gehört auch die schon bei Carl Rogers erwähnte Gesprächstechnik des Spiegelns.
Das Zusammenfassen mit eigenen Worten der Botschaft, die das Kind in Richtung Erzieher formuliert hat, und das bewusste Einsetzen der Körpersprache, wie zustimmendes Nicken, Lächeln, gehören zum aktiven Zuhören. Derartige Signale regen den Edukanden an, weiterzureden und sich zu offenbaren.

Türöffner

Türöffner sind Gesprächstechniken, die das aktive Zuhören unterstützen. Zum Beispiel sind hier „offene Fragen“ zu nennen. Ein eher schweigsames Kind erwähnt im Nebensatz, dass es Ärger mit einer Englischlehrerin hatte. Eine Straßensperre der Kommunikation wäre es, in diesem Zusammenhang zu erwidern: „Da müssen wir alle mal durch. Man kann sich ja die Vorgesetzten nicht aussuchen.“
Besser wäre es eine Technik des aktiven Zuhörens einzusetzen: „Möchtest Du mehr darüber erzählen?“ Viele Botschaften sind unbeabsichtigt verschlüsselt.

Das launige Maulen der 8-jährigen Sarah „ich habe aber keine Lust alleine unten mit dem Roller zu spielen“, kann in Wirklichkeit die Kernbotschaft haben: „Ich habe keine Lust etwas alleine zu machen, ich möchte lieber mit Euch etwas gemeinsam machen, z.B. Mensch-ärger-dich-nicht spielen.“

Oftmals hören Erwachsene diese verschlüsselten Botschaften nicht, da sie das aktive Zuhören nicht trainieren.

Thomas Gordon postuliert in diesem Zusammenhang, dass Ich-Botschaften ehrlicher seien als Du-Botschaften.

Eine mütterliche Du-Botschaft bezogen auf Sarah könnte lauten: „Wenn Du nicht unten Roller fahren willst, dann gibt es eben gar nichts. Dann musst Du mal gucken was Du machst!“

Die von Thomas Gordon empfohlene Ich-Botschaft könnte in diesem Zusammenhang lauten: „Ich verstehe, dass Du gerne etwas mit uns allen zusammen machen möchtest, aber ich habe im Moment keine Lust, da ich lange arbeiten musste. Wollen wir einen Kompromiss aushandeln?“ Der Kompromiss könnte dann so aussehen, dass nach einer halbstündigen Mittagspause gemeinsam Mensch-ärger-dich-nicht gespielt wird.


Ich-Botschaften



Die schon angedeuteten Ich-Botschaften sind also Aussagen, durch die der Informationssender, also der Mensch, der redet, etwas über sich selbst und über seine Gefühle und Gedanken mitteilt.

Es kann auch eine ganz ehrliche Zustandsbeschreibung sein: „Ich bin zu erschöpft, um jetzt mit Dir zu spielen.“

Ich Botschaften können des Weiteren beschreiben, welche Auswirkungen die Aussagen und das Handeln des Gesprächspartners auf den Sprecher haben. Die mütterliche Ich-Botschaft bezüglich des Herumnervens könnte dann lauten:
„Wenn Du jetzt so unentschieden und unentschlossen Deine Unzufriedenheit ausdrückst, dann machst Du mir noch zusätzlich Stress und ich merke, wie ich zu meiner Müdigkeit nun auch noch Kopfschmerzen bekomme. Das mag ich nicht.“

Das Aussprechen einer Ich-Botschaft zeigt dem Gesprächspartner,
a.) dass er angenommen wird,
b.) dass der Erzieher bzw. das Elternteil ein fühlender, empathischer Mensch ist,
c.) dass die Eltern auch Schwächen besitzen und dass sie ehrlich, also kongruent sind.

Ich-Botschaften können Rücksichtslosigkeit in Rücksichtnahme umwandeln.

Oft reagieren Menschen, die die Kommunikationsstrategien von Thomas Gordon das erste Mal kennen lernen mit Unverständnis und fast Empörung.

„Wie soll das denn nur funktionieren? Mein Kind hat einen dermaßen stark ausgeprägten Dickkopf. Hier ist ein klares Wort immer wieder notwendig!“

Die Kommunikationsstrategien von Thomas Gordon sind oftmals dem entgegengesetzt, was im praktischen Alltag in Familie und Schule durchgeführt wird.

Probieren Sie es doch einfach mal aus!

Bevor diese Strategie des aktiven Zuhörens und auch der Ich-Botschaften vom Tisch gefegt wird.

Umschalten
Das Ziel von Ich-Botschaften ist, dem kindlichen Zuhörer zu vermitteln, dass man sich nicht als Befehlsgeber, sondern als fühlendes Wesen mit Befindlichkeiten und Verletzlichkeiten darstellen möchte.
Wenn ein kindlicher Zuhörer ein Problem als eigenes Problem akzeptiert hat, ist aktives Zuhören der Anfang zur Problemlösung.
Der Wechsel von Ich-Botschaften zu aktivem Zuhören wird als Umschalten bezeichnet.

Niederlagslose Konfliktlösung
Thomas Gordon fordert auf, auf elterliche bzw. erzieherische Macht und Machtdemonstration zu verzichten.
Das in vielen Familien zelebrierte Kämpfen in Form von Anbrüllen, Wegrennen und Türe zuschlagen ist eine Konfliktbewältigungsmethode, wo es um Sieg oder Niederlage geht
In diesen Momenten wird jeder demokratische Erziehungsstil ad acta gelegt und auf Grund von Ungeduld und persönlichem Gereiztheit zu den Strategien des diktatorischen Erziehungsstils gegriffen.
Allerdings können die Auswirkungen des autoritären Erziehungsstils und der Erziehungsmethode „Sieg“ ein hilfloser und abhängiger Edukand sein, der mit Widerstand, Lügen, Rache und Trotz reagiert und oftmals schwächere Mitschüler tyrannisiert.

Thomas Gordon empfiehlt hier die niederlagslose Konfliktlösung, auch die Win-Win-Konfliktlösung.

Diese im Gordon-Modell favorisierte Konfliktlösungsmethode baut auf die „sechs Schritte zur kreativen Lösung von Konflikten“ von John Dewey auf.
Diese Strategie wird im Folgenden dargestellt.


Sechs Schritte zur kreativen Lösung von Konflikten nach John Dewey

Schritt 1: Definition des Problems
In einem demokratischen Gespräch unter Einbehaltung und Beachtung der oben aufgeführten Gesprächstechniken und dem Vermeiden der Straßensperrung der Kommunikation wird das Problem gemeinsam definiert und dargelegt.
Hierbei ist darauf zu achten, dass wütende Emotionen, Beleidigungen und Kränkungen sowie auch Demütigungen von beiden Seiten unterlassen werden. Durch die konsequente Anwendung von Ich-Botschaften und dem weitest gehenden Vermeiden von Du-Botschaften werden die unterschiedlichen Bedürfnisse in Zusammenhang mit dem Problem sichtbar.

Schritt 2: Sammlung möglicher Lösungen
Ausgehend von den Problemen und den in den Ich-Botschaften offenbarten Befindlichkeiten sollen nun durch den Einsatz von Türöffnern mögliche lösungen gesammelt werden.

Dazu gehört das Formulieren offener Fragen: „Was meinst Du, wie sollen wir mit der ungleichen Arbeitsverteilung in der Hausarbeit umgehen?“.

In der Regel entsteht durch diese Fragestellung ein Ideensammeln.
Die Technik des Brain-Storming kann an dieser Stelle sehr sinnvoll eingesetzt werden. Alle möglichen Antwort- und Lösungsvorschläge werden auf einem Papier gesammelt.

Wichtig beim Brin-Storming ist es, ein „Ja aber“, oder „das geht doch nicht“ zu vermeiden. Erst wenn alle Beteiligten Lösungsvorschläge genannt und schriftlich fixiert haben wird der nächste Schritt zur Lösung des Problems eingeleitet.

Schritt 3: Auswertung der Lösungsvorschläge
Jede dieser Lösungsvorschläge, die von Teilnehmern in dieser Art und Weise als negativ bewertet wird, wird durchgestrichen. Es muss eine Lösung, bzw. eine Kombination von Lösungsideen erarbeitet werden, die für alle Gesprächsteilnehmer akzeptabel ist. Es geht hier nicht um eine mengenmäßige Demokratie, wo regelmäßig drei Personen das jüngste Kind überstimmen. Sondern um eine Lösung, die alle voll unterstützen können. Damit kommen wir zu

Schritt 4: Entscheidungsfindung
Anstatt einer scheindemokratischen Abstimmung, die auf Kosten von Minderheiten geht, wird die Frage gestellt: „Könnt Ihr, oder kannst Du Dir vorstellen diese Lösung zu tragen?“ Aus den gemachten Vorschlägen soll nun also die für sich beste, annehmbare Lösung ausgewählt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Entscheidungsfindung machtfrei und ohne Manipulation durch die Erzieher stattfinden kann. Ist es sehr schwierig eine gemeinsame Lösung zu finden, so sollen Kombinationen einzelner Vorschläge bedacht werden. Möglicherweise sind Vorschläge Nummer drei und Nummer zwölf einzeln nicht annehmbar. Jedoch eine Kombination beider Vorschläge kann dafür sorgen, dass alle Gesprächsteilnehmer sich mit dieser Vorgehensweise anfreunden können. Sind trotzdem noch zu viele Vorbehalte gegen eine mögliche gemeinsame Lösung vorhanden, so kann eine gemeinsam vereinbarte Probezeit motivierend wirken, sich darauf einzulassen.

Schritt 5: Die Verwirklichung der Entscheidung
Alle Gesprächsteilnehmer entscheiden sich nun über die Art und Weise des Vorgehens, das heißt, praktische Belange, Uhrzeiten, Notwendigkeiten usw. werden berücksichtigt und es wird ein Zeit- bzw. Aufgabenplan angefertigt. Sehr wertvoll ist es, wenn diese gemeinsame Lösung, dieser Zeit- und Aufgabenplan, schriftlich fixiert wird und evtl. von allen unterschrieben wird. Mit dieser Unterschrift macht jeder kenntlich, dass er oder sie diese Lösung zur Kenntnis genommen hat und sie auch wirklich akzeptiert.

Schritt 6: Zu einem späteren Zeitpunkt kommen alle Gesprächspartner erneut zusammen. Evtl. nach Ablauf einer vereinbarten Probezeit. Hier wird gemeinsam untersucht und beurteilt, ob das ursprünglich diskutierte Problem noch existiert, oder ob die Problemlösungsstrategie funktioniert und das Problem nicht mehr vorhanden ist. Teilweise kann sich ergeben, dass „nachgebessert“ werden muss und die ursprüngliche Lösungsmöglichkeit verändert werden sollte. Hier werden wieder die vorherigen Schritte durchgearbeitet um ebenfalls allen Gesprächspartnern gleichmäßig die Möglichkeit zu geben an der Problemlösung mitzuwirken.

Aufgaben zur Selbstüberprüfung

1. Erstellen Sie ein Schaubild bzw. eine Mind-Map zur Visualisierung der sechs Schritte zur kreativen Lösung von Konflikten nach John Dewey;
2. Nennen und begründen Sie die zwölf Straßensperren der Kommunikation und begründen Sie, warum sie hinderlich für wahre Kommunikationen sind.
3. Nennen und erklären Sie die Methoden der Gesprächsführung nach Thomas Gordon.
4. Thomas Gordon schlägt eine niederlagenlose Methode zur Konfliktlösung vor. Welche Konsequenzen sind aus dieser Methode für den Umgang zwischen Lehrern und Schülern und Eltern und Kindern zu ziehen?
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Wir fassen zusammen:
Kinder möchten mit ihren Eltern sprechen. Sie haben immer wieder sehr stark das Bedürfnis dies zu tun. Eltern reagieren oftmals unterschiedlich. Sie urteilen, kritisieren, loben, beschwichtigen, belehren, beraten und analysieren. Eine Auswirkung dieser elterlichen Reaktion kann sein, dass Kinder folgendes wahrnehmen:
• Meine Eltern geben mir das Gefühl schuldig oder schlecht zu sein.
• Meine Eltern behandeln mich wie ein kleines Kind.
• Meine Eltern geben mir das Gefühl, dass ich sie unterbrochen habe.

Als Alternative zu den oben dargestellten Reaktionen der Eltern empfiehlt Thomas Gordon das aktive Zuhören. Es hilft den Kindern selber genau festzustellen was sie empfinden. In dem Maße wie die Eltern sie akzeptieren hören die Kinder auch in sich hinein und akzeptieren sich. Des weiteren hilft das aktive Zuhören den Eltern herauszufinden was ihre Kinder empfinden und somit können Eltern besser verstehen, was die kindliche Botschaft aussagt. Es ist anzuraten, dass eine kindliche Botschaft durch die Gesprächstechnik des Spiegelns mit eigenen Worten zusammengefasst wird. Sie formulieren also das was sie gehört haben, oder glauben gehört zu haben und können somit ihren eigenen Verstehensprozess überprüfen.

Notizen zur Spiegeltechnik

Beim Einsatz der Spiegeltechnik ist es wichtig, dass nicht genuschelt oder monoton, unecht wirkend nachgeplappert wird, sondern ein ehrliches überprüfen des eigenen Verstehens soll Kern der Spiegeltechnik sein. Diese Spiegeltechnik als Bestandteil des aktiven Zuhörens hilft auch Missverständnisse zu verhindern bzw. zu beseitigen. Darüber hinaus wird das Kind angeregt selbst nachzudenken und eine Lösung zu finden. Kinder lernen negative Empfindungen weniger zu fürchten, da sie sich grundsätzlich angenommen fühlen. Voraussetzung für die Fähigkeit des aktiven Zuhörens ist, dass man sich Zeit nimmt und wirklich zuhören will was das Kind zu sagen hat.
Das aktive Zuhören wirkt im Sinne von Carl Rogers akzeptierend, wenn die Bereitschaft des Erziehers vorhanden ist, die Empfindung des Kindes so anzunehmen, gleichgültig um was es sich handeln mag, oder wie sehr sich seine Empfindung von den eigenen Empfindungen unterscheiden. Die Annahme dieser Empfindungen bedeutet nicht, dass man seine eignen Gefühle vergewaltigen muss.

Hier gibt es die Möglichkeit der Ich-Botschaft, wo dann eigene Empfindungen beschrieben werden. Ich-Botschaften sind die von Thomas Gordon empfohlene Alternative zu den Du-Botschaften. Aussagen wie „Du bist sehr unerzogen“ oder „Du machst immer alles kaputt“ oder „Artige Kinder tun das nicht“ stellen Straßensperren der Kommunikation dar. Sie lösen Abwehr aus und provozieren das Kind. Sie verursachen typische Reaktionen von Menschen, die sich einer Macht widerwillig unterordnen müssen.
Dies sind Widerstand, Trotz, Rebellion, Lügen, Verbergen von Empfindungen, Rückzug und Flucht in Phantasien.
Die Alternative Ich-Botschaft kann im praktischen Alltag wie folgt aussehen:
„Ich habe keine Lust zu spielen, wenn ich müde bin.“,
„Ich sorge mich, wenn Du nicht anrufst, falls Du später kommst.“
Ich-Botschaften vermeiden, dass Kinder sich herabgesetzt oder beschuldigt fühlen. Zum aktiven Zuhören gehört auch die bestätigende Funktion als Gesprächstechnik.

Eine besondere Wirkung besitzt nach Gordon, aber auch nach Ruth Cohn, die Körpersprache, die sich gezielt einsetzen lässt.
Nicht nur dass auf die Körpersprache des Edukanden geachtet werden soll, um Wut, Erregung, Freude auch auf dieser Ebene zu analysieren und eventuelle Widersprüche zu dem ausgesprochenen Wort erkannt werden kann, sondern auch das aktive Einsetzen der eigenen Körpersprache. Zustimmendes Nicken und Lächeln öffnen dem Gesprächspartner d.h. er bereitet eine Motivation zum Selbstoffenbaren eigener Empfindungen und Gefühle.


Die niederlagenlose Methode von Thomas Gordon in einem Fallbeispiel

Die niederlagenlose Methode ist als Prozess, also als etwas das schrittweise entsteht zu verstehen. Ganz bestimmte Gesprächsverhaltensweisen sind vom Beginn eines Konfliktes bis zu seinem Ende von allen Teilnehmern notwendig. So ist es zum Beispiel auch in einem Konflikt, der in einer Schule entstehen kann. Lehrer sowie auch Schüler müssen grundsätzlich interessiert sein Lösungen der Bedürfnisse von Lehrer und Schüler zu erarbeiten. In folgendem Beispiel wird dargestellt, wie so etwas aussehen kann:

Herr Albrecht: „Ich kann nicht in diesem Klassenraum arbeiten, wenn Du, Miriam, soviel Geräusche entwickelst. Ich muss aber mit der Arbeit fertig werden. Ich stehe also unter Zeitdruck.“
Miriam: „Ja, wie sollen wir denn arbeiten ohne das wir sprechen? Wir müssen doch unsere Aufgabe bis nächste Woche fertig haben.:

Herr Albrecht: „Ihr steht also auch unter Zeitdruck, müsst Euch also genauso beeilen. Daher seit ihr also gezwungen laut miteinander zu reden?“
Miriam: „Ja, genau. Wenn wir nicht heute wenigstens unsere Aufgaben miteinander absprechen, dann schaffen wir es bis nächste Woche überhaupt nicht.

Herr Albrecht: „Dann haben wir beide das gleiche Problem. Wir stehen beide unter Zeitdruck. Ich muss aber ebenfalls mit meiner Arbeit die ich hier mit Deinen Mitschülern durchführe fertig werden und mit ihnen reden können bevor sie weiter arbeiten. Der Lärm, der durch Eure Unterhaltung entsteht stört aber meine Konzentration. Für mich ist das ein wirkliches Problem.“

Miriam: „Ach so, tatsächlich?“

Herr Albrecht: „Ja genau. Hast Du eine Idee wie wir unser Problem lösen könnten, so dass beide arbeiten können?“

Miriam: „Nun wir könnten in einen anderen Klassenraum hineingehen, den Sie für uns aufschließen könnten.“
Herr Albrecht: „ Das würde unser Problem lösen, aber weißt Du denn, ob überhaupt ein Raum frei ist?“

Miriam: „Ja, unser Nachbarraum ist frei, denn die Klasse ist ja im Praktikum.“
Herr Albrecht: „Gut für mich wäre das in Ordnung, aber wäre das denn auch für Euch machbar? Schließlich ist der Nachbarraum doch sehr klein.“
Miriam: „ Kein Problem, wir hatten uns schon darüber unterhalten, bevor Sie uns vorhin angesprochen haben.“
Herr Albrecht: „Gut, dann ist uns allen geholfen. Ich schließe eben auf. Schafft Ihr denn heute Eure Arbeit zu erledigen, oder bräuchtet Ihr morgen auch noch einen Raum?“
Miriam: „Ich vermute, dass wir das heute alles erledigt bekommen. Vielen Dank.“

Anhand dieses Fallbeispiels ist zu beachten, dass Herr Albrechts Kommunikationsstrategien „aktives Zuhören“ und das Anwenden von „Ich-Botschaften“ dafür sorgte, dass Miriam die Probleme gut nachvollziehen konnte.
Sie konnte durch die spürbare Akzeptanz, die Herr Albrecht rüber brachte auch auf seine Bedürfnisse eingehen.
Nachdem die Bedürfnisse beider Seiten nachvollziehbar waren, war es nun kein Problem mehr eine zufriedenstellende Konfliktlösung bzw. Problemlösung für Miriam und für Herrn Albrecht zu finden.
Keiner hatte verloren. Beide hatten gewonnen. Dies ist die niederlagenlose Methode in der Praxis.

Fallbeispiel Nummer 2:


Herr Alt beginnt seinen Unterricht in dem Fach Erziehungswissenschaft gerne mit der Wiederholung der zuletzt gemachten Themen und gibt Instruktionen für die nächsten Unterrichtsstunden. Sabrina jedoch kommt regelmäßig zu spät, so dass Herr Alt die Instruktionen und das gerade Besprochene ihretwegen wiederholen muss, da sie sonst nicht informiert wäre, welche Aufgaben sie zu erledigen hätte.
Herr Alt: „Wenn Sie zu spät in den Unterricht kommen, bekommen Sie nicht mit, was Sie tun sollen. Dann müsste ich das wiederholen und Ihnen quasi eine Art Nachhilfe-Spezial-Unterricht geben. Ich gebe ehrlich zu, ich bin das jetzt leid, ich mag es nicht (Ich-Botschaft)“
Sabrina: „ Entschuldigen Sie bitte, aber ich musste in das Sekretariat gehen und etwas regeln. Ich habe dort einen Schein für die Busfahrkarte geholt und das ist für mich halt nun einmal wichtig.“
Herr Alt: „Okay, das verstehe ich. Dadurch dass im Sekretariat sich eine lange Schlange bildet, weil Sie nur in der Pause mit den Sekretärinnen etwas besprechen dürfen, kommen Sie nun zu spät zum Unterricht. (Aktives Zuhören)“
Sabrina: „Und ich will dazu noch was sagen. Es könnte jetzt so aussehen als ob ich den Unterricht nicht wichtig nehme, aber das Antragsformular für die Busfahrkarte ist nun auch wichtig, denn sonst kann ich ja schließlich nicht zur Schule kommen. Verstehen Sie, was ich meine?“
Herr Alt: „Okay, Sie meinen also, dieses zu spät kommen heute ist nur vorübergehend. Gut. Bis vor einigen Wochen waren Sie ja auch immer pünktlich, aber was war denn vor zwei Tagen?“
Sabrina: „Da musste ich auch schon anstehen, kam aber nicht mehr dran, weil noch innerhalb der Pause die Sekretärinnen weg mussten.“
Herr Alt: „Also gibt es dann jetzt in der nächsten Zeit keinen Grund mehr zu spät zu kommen. Das war also nur ein vorübergehendes Problem. Ist das Richtig? (Aktives Zuhören)“
Sabrina: „Genau richtig. Ich habe jetzt das Antragsformular. Ich werde das ausfüllen und brauche es nur in das Fach des Sekretariats hineinwerfen. Von nun an kann ich wieder pünktlich sein.“
Herr Alt: „Gut, dann hat sich ja das Problem im Grunde nun von selbst gelöst. (Aktives Zuhören)“
Sabrina: „Ja.“
Herr Alt: „Gut, nun verstehe ich, warum das in der letzten Zeit schwierig war. Was mich eben nun wirklich stört ist, dass ich meine jeweilige Arbeit dann Ihretwegen unterbrechen muss, um Ihnen zu erklären was Sie tun sollen. Das möchte ich nicht mehr tun. Auch nicht mehr einige Tage lang. Wie können wir in Zukunft (die Frage geht an die ganze Klasse) damit umgehen? Haben Sie eine Idee, was wir anders machen könnten?
Sabrina: Denkt nach. „Ich könnte meine Freundin Alina bitten, mit dem Handy alles aufzunehmen was Sie sagen. Sie müssten damit natürlich einverstanden sein und dann könnte ich später mir das anhören, falls ich noch einmal zu spät komme, oder falls ein anderer Mitschüler zu spät kommt.“
Herr Alt: „Dagegen hätte ich nichts einzuwenden. Oder die anderen schreiben gut mit und Sie schreiben sich das ab. Beides wäre für mich in Ordnung.“
Sabrina/Alina: „In Ordnung. Ab morgen machen wir es so.”

In der Abfolge von Interaktionen gelingt es Herrn Alt und Sabrina ebenfalls ein Ergebnis zu finden, was für beide Seiten akzeptabel war. Beide konnten zufrieden sein. Auch hier gab es ein Ergebnis, wo beide Seiten gewonnen und nicht verloren hatten.
Der gerade geschilderte Konflikt zwischen Herrn Alt und Sabrina verdeutlich einige klare Vorzüge der niederlagenlose Methode zur Lösung von Konflikten. Es ist dabei unerheblich, wer die endgültige Lösung vorschlägt. In diesem Fall war es eine Schülerin und Herr Alt konnte darauf eingehen. Es geht bei der niederlagenlosen Lösung nicht darum, wer die beste Lösung findet, sondern können wir eine für alle akzeptable Lösung finden? Ein weiterer Vorteil von dieser Konfliktlösungsmethode ist, dass die Lösungen ausschließlich die Beteiligten selbst zufrieden stellen müssen. Sabrinas Vorschlag, einen Teil des Unterrichtes mit dem Handy aufzunehmen, wäre für viele Lehrer evtl. nicht akzeptabel, es ist aber ein Vorschlag, der für Herrn Alt in Ordnung ist. Und da nur er und Sabrina, bzw. Sabrinas Klasse, das Problem hatten, waren auch sie die einzigen, denen diese Lösung gefallen muss.


Kritik an der humanistischen Psychologie

Quelle: www.firstsurf.com/images/kritik.gif
Die humanistische Psychologie, vertreten z.B. durch Thomas Gordon, Carl Rogers und Ruth Cohn aber auch durch Abraham Maslow werden von anderen Vertretern der Psychologie kritisiert. Im wissenschaftlichen Betrieb ist es grundsätzlich üblich, dass Theorien, so sehr sie auch positive Auswirkungen haben, auf ihre Grenzen und Schwächen hin überprüft und kritisiert werden.
So behaupten Kritiker, dass die humanistische Behauptung, dass der Mensch von Natur aus gut sei, eine Wertevorstellung beinhaltet, die nicht wissenschaftlich, sondern ideologisch sei. Das heißt also, dass die humanistische Psychologie sich nicht auf Grund von Experimenten unter wissenschaftlichen Bedingungen beweisen oder nachweisen lassen, sondern das die humanistische Psychologie an die humanistische Philosophie, deren Weltanschauungen, Grundeinstellungen und Werthaltungen gebunden sei. Dem würde wiederum Carl Rogers widersprechen, der schon sehr früh psychotherapeutische Beratungsgespräche, die auf seine Grundannahmen aufbauten, auf Schallplatten aufnahm und systematisch den Therapieerfolg auswerten und nachweisen lassen konnte. Andere Kritiker befürchten, dass die Schwerpunktsetzung auf das Selbst, das Selbstkonzept und der damit verbundenen Selbstverwirklichung von Menschen missverstanden werden kann und da eine Erlaubnis zum Egoismus abgeleitet werden könnte.

Wenn alles nur um das Selbst und um die Selbstverwirklichung geht, wird das DU einfach zu klein, so die Befürchtung. Hierauf würde Carl Rogers auf seine drei Therapeuten – bzw. Erziehervariablen – hinweisen, die zu sehr kongruenten, empathischen und Akzeptanten, also wirklich sozialem Verhalten auffordern. Psychologen, die der behavioristischen psychologischen Schule angehören, üben trotzdem Kritik. Sie behaupten, dass die Grundannahmen, nicht nur bei Carl Rogers, zu unscharf und ohne eindeutige Definitionen sei. Darüber hinaus soll es auch so sein, dass humanistische Theorien die Eigenschaften von einzelnen Menschen erklären, aber zu wenig allgemeine Aussagen über die menschliche Natur machen würden, über Eigenschaften, die alle Menschen gemeinsam haben.
Ein weiteres Argument lautet, dass Psychologen wie Carl Rogers, Thomas Gordon und Ruth Cohn den wichtigen Einfluss durch die Umwelt auf das menschliche Verhalten in ihren Erklärungsversuchen nicht genügend berücksichtigen würden. Da bei den Humanisten alles durch das Selbst bzw. das Selbstkonzept erklärt wird und durch den organismischen Bewertungsprozess, wären die Umwelteinflüsse nicht relevant.
An dieser Stelle würde Carl Rogers dem entgegnen, dass sehr wohl die Umwelteinflüsse bestimmend sind bei dem Entstehen des Selbstkonzeptes, aber die unterschiedlichen Verhaltensweisen bei gleichen oder vergleichbaren Umwelteinflüssen, sehr wohl zeigen, dass der Mensch nicht nur eine Reaktionsmaschine, sondern ein selbstgelenktes, individuell gesteuertes Wesen ist.

Psychoanalytiker kritisieren, dass die Kraft des Unterbewussten bei Carl Rogers zu wenig, bzw. gar nicht thematisiert wird. Verdrängte Erlebnisse, oftmals in der Kindheit gemacht, werden den Psychoanalytikern zu wenig als Ursache für Verhaltensdefizite genannt. Weitere Widersprüche gegen die humanistische Personentheorien wenden sich gegen eine angebliche Vernachlässigung der persönlichen, individuellen Geschichte eines jeden Menschen und das die Einflüsse der Vergangenheit, so wie die entwicklungsbezogenen Aspekte zu wenig berücksichtige
• Die personenzentrierte Theorie erkläre zu einfach und pauschal den komplizierten Aufbau und auch teilweise die Widersprüchlichkeit von Menschen.
• Die personenzentrierte Theorie sei zu wenig in der Lage menschliches Verhalten in bestimmten Situationen vorherzusagen. Das Selbst und das Selbstkonzept werde für zu viele Problemlösungen herangezogen. Quasi eine kleine extra Seele würde aus dem Selbst bzw. dem Selbstkonzept eines Menschen gemacht.

Trotz der Kritiken ist die humanistische Psychologie und die daraus resultierenden Gesprächstechniken nach Thomas Gordon und die Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers in ihrem Wert nicht zu unterschätzen.
Wie es sich im wissenschaftlichen Bereich gehört sind heutzutage die Auseinandersetzungen, welche psychologische Schule die richtige ist, größtenteils überwunden. Wichtig ist, in welcher Situation ist die humanistische Gesprächspsychotherapie bzw. deren Erziehungsstrategien besonders gut anzuwenden und in welchen Situationen braucht sie Ergänzung durch die Strategien anderen psychologischer Richtungen. So gibt Reinhard Tausch, der ein Verfechter und Mitbegründer der humanistischen Psychologie in Deutschland ist, sehr wohl zu bedenken, dass bestimmte Lebenssituationen nicht alleine durch die Gesprächspsychotherapie behandelt werden können.
Für die zukünftige Entwicklung humanistischer Therapien formuliert er seine Erwartungen für zukünftige Entwicklungen:
„Gesprächspsychotherapie ist bei messbar hoher Qualifikation der Psychotherapeuten bei recht verschiedenartigen, seelischen Beeinträchtigungen wirksam. Bei anderen seelischen Beeinträchtigungen, z.B. schweren Depressionen, Angstzuständen mit Verhaltensstörungen, jahrelang gelernten ungünstigen Bewältigungsformen, Suchtverhalten u.a. ist Gesprächspsychotherapie allein meist nicht hinreichend. Hier sind Formen der Verhaltenstherapie (=Behaviorismus), der medikamentösen Therapie, sowie der Stressverminderung wirksam. Jedoch auch hier in dieser multimodalen schulunabhängigen Allgemeinen Psychotherapie hat die Gesprächspsychotherapie ihren Platz.

Häufig wird sie im ersten drittel der Psychotherapie im Vordergrund stehen, während Verhaltenstherapie und Stressverminderung danach überwiegen. Allerdings sind die Therapeuten, bzw. Erziehervariablen „einfühlendes Verstehen = Empathie“ und „aufrichtige Achtung = Akzeptanz“ auch hier wesentlich für die Wirkung; so erweisen sich diese Haltungen allein auf Grund der Stimmqualität bei Sprechern von Entspannungs-Tonbändern als deutlich wirksam. Bei der psychiatrisch-medikamentösen Behandlung schwerer seelischer Störungen ist Gesprächspsychotherapie eine zusätzliche hilfreiche Unterstützung. Sie ermöglicht Patienten eine sinnvollere Einordnung des Geschehens, mehr seelischen Halt usw. Somit ist Gesprächspsychotherapie ein wichtiger, wirksamer Teil einer sich entwickelnden „Allgemeinen Psychologischen Psychotherapie“. „Und sie ist die wesentliche Psychotherapie für existentielle Krisen und Sinnverluste, Sterbebegleitung, Bewältigung der seelischen Folgen von schweren chronischen Erkrankungen oder Trennung vom Partner.“

Aufgaben zur Selbstüberprüfung

6. Arbeiten Sie aus der Lektion die Kritiken an der Humanistischen Psychologie heraus. Erörtern Sie Sinn und Unsinn dieser kritiken aus Ihrer Sicht.

7. Vergleichen Sie die Ausführungen von Carl Rogers zum Aspekt Empathie mit denen von Thomas Gordon zum Aspekt „aktives Zuhören“. Erörtern Sie nachvollziehbar.



Aufgaben zum Einschicken:

1. Lesen und analysieren Sie das Fallbeispiel „Maren, die gestresste Sozialarbeiterin“ und benennen Sie unter Berücksichtigung der in dieser Lektion bearbeiteten Theorien und deren Grundannahmen die zentralen Probleme und belegen Sie Ihre Analyse mit den entsprechenden Textstellen, also verweisen Sie auf die entsprechenden Zeilennummern.

2. Entwickeln Sie nun ein eigenes pädagogisches Handlungskonzept, mit dem Sie als die pädagogische Fachkraft „Maren“, Verhältnisse verbessern. Zeigen Sie dabei zentrale Ziele auf, veranschaulichen Sie realistische und konkrete Handlungsschritte. Verwenden Sie passende Grundannahmen der TZI, der Persönlichkeitstheorie nach Carl Rogers und den Strategien nach Thomas Gordon!
Verwenden Sie die notwendigen Fachbegriffe und erklären Sie diese.
Strukturieren Sie Ihre Ausführungen, machen Sie Absätze und fügen Sie passende Überschriften ein! 

Fallbeispiel „Maren, die gestresste Sozialarbeiterin“,
Maren H. ist seit acht Jahren als Sozialarbeiterin tätig und arbeitet seit fünf Jahren in einem Jugendzentrum. Sie hat viele Erfahrungen gesammelt und ist von der Arbeit mit jungen Menschen sehr angetan. Maren ist schon immer sehr gewissenhaft in ihrer Tätigkeit als Sozialarbeiterin gewesen und man war grundsätzlich mit ihrer Arbeit zufrieden. Fehler sind ihr ihrer Meinung nach, im Grunde noch nie passiert. Maren wird die Chance geboten sich als Leiterin eines Jugendzentrums zu bewähren, da die alte Leitung aus gesundheitlichen Gründen ihren Posten aufgeben musste. Für Ihre neue Arbeitsstelle ist Maren H. gezwungen zusammen mit ihrem Mann in die Großstadt zu ziehen. Da das Angebot sehr plötzlich kam und der Umzug schnell gehen musste hat sich das Paar bei der Wohnungssuche nicht viel Zeit nehmen können. Die Wohnung liegt direkt an einer vielbefahrenen Kreuzung Nähe der Autobahn. Zudem hat die Wohnung relativ wenig Fenster und ist recht dunkel. Da Maren H. und ihr Mann Reiner eher das ländliche und ruhige Leben gewohnt waren, ist die Umstellung groß.
Das Team, welches nun unter Marens Leitung befindet, besteht aus vier Pädagogen drei Sozialarbeitern und zwei Honorarkräften.
Nach der ersten Woche hatte sich Maren in ihre neuen Aufgaben eingearbeitet und hatte schon jede Menge zu tun. Das Jugendzentrum ist um einiges größer als dass in dem Sie früher gearbeitet hat und dementsprechend ist auch mehr zu tun. Oft sitzt Sie noch Stunden nach Dienstschluss in ihrem kleinen dunklen und völlig überfüllten Büro und muss. Geburtstagsfeiern, Ausflüge, Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen planen und organisieren, Schreiben aufsetzten und Einladungen verschicken. Morgens kommt Sie immer schwerer aus dem Bett, weil sie noch bis spät in die Nacht mit irgendwelchen organisatorischen Aufgaben beschäftigt ist. Manchmal hat sie noch Schwierigkeiten sich in den Räumen zurechtzufinden und muss häufig nachfragen. Ihre Mitarbeiter reagieren immer etwas genervt auf Marens Fragen, sind kurz angebunden, zucken nur mit den Schultern oder rollen mit den Augen. Als Maren über all dem Stress die Planung der bevorstehenden Naturerlebniswoche vernachlässigt hat, reagieren die Mitarbeiter etwas ungehalten.
Susi(Soz.Päd.):”Mensch Maren, wir machen seit Wochen Werbung dafür und du denkst nicht daran? Das darf doch nicht wahr sein.“ (wild gestikulierend stürmt sie auf Maren zu).
Maren: „Verdammt, das tut mir Leid, ich weiß nicht wie mir das passieren konnte, ich...
Susi unterbricht Maren und wendet sich an Peter.
Susi: „Was sollen wir denn jetzt machen?“
Peter (Soz.Päd), der die ganze Zeit nur kopfschüttelnd danebengestanden hat: „ Pass auf Susi, ich übernehme jetzt und werd schauen was ich retten kann, denn so wird das ja nichts!“
Bei der wöchentlichen Teambesprechung ist die Stimmung aufgrund dieses Vorfalls etwas gedrückt. Maren hat es für besser befunden das Vorgefallene einfach zu vergessen und nicht mehr darüber zu sprechen. Es ist offensichtlich, dass die Gruppenbildung unter den Kindern z.B. bei der Hausaufgabenhilfe sehr stark ist. Ausländische Kinder setzten sich in der Regel immer an separate Tische.
Maren möchte durch ein zusätzliches Nachmittagsangebot (Kochen) die Integration fördern. Die Mitarbeiter nehmen den Vorschlag nicht besonders positiv auf, sagen aber nichts und machen auch keine anderen Vorschläge. Maren interpretiert dies als Zustimmung. Später hört sie durch Zufall ein Gespräch ihrer Mitarbeiter.
Peter: „ Ich glaube nicht, dass die Nachmittagsaktion so eine gute Idee ist. Unsere Angebote sind doch ausreichend. Grüppchenbildung gibt es schließlich überall, außerdem hab ich echt keine Lust meine ganze Zeit dem Jugendzentrum zu opfern. Ich will lieber eine Stunde früher nach Hause.“
Michaela(Soz.Arb.): „Eigentlich find ich die Idee gar nicht schlecht, aber ob sie sich nicht ein wenig viel zumutet?“

Susi: „Ich denke Maren ist einfach ungeeignet für diesen Job als Leiterin. Sie ist viel zu unsicher.“
Wie so oft schon wünscht sich Maren wieder ihren alten Job zurück, sie ist müde erschöpft und ihr bleiben nur noch wenige Tage um ihr Zusatzangebot vorzubereiten. Auch ihre Ehe durchläuft zurzeit eine Krise. Maren verschanzt sich oft die halbe Nacht zu Hause in ihrem Arbeitszimmer und erledigt liegengebliebene Aufgaben, welche sie aus dem Jugendzentrum mitgenommen hat. Auch das Wochenende verbringt Maren oft dort. Zeit für ihren Mann oder für andere Freizeitaktivitäten nimmt sie sich nicht, weshalb von der Seite ihres Mannes häufig heftige Vorwürfe kommen.
Der Weg zur Arbeit fällt Maren immer schwerer, zudem kommt sie oft zu spät und ist total übermüdet. Als auch noch bei ihrem Integrationsversuch durch das Kochangebot in einem Streit zwischen zwei Jungen endet, verliert sie die Beherrschung und schreit die Kinder heftig an, welche verschreckt zurückweichen.
Bei den Mitarbeitern im Jugendzentrum ist es üblich jedes Quartal eine Supervision durchzuführen. Die Supervisorin kennt die Mitglieder schon viele Jahre da sie die Sitzungen schon seit bestehen der Einrichtung durchführt. Die Supervision findet bei der Supervisorin zu Hause statt, beginnt um 19.00 Uhr und beläuft sich auf zwei Stunden. Als das Team bei der Supervisorin ankommt, stellt sich Maren kurz vor und die Sitzung beginnt.
Supervisorin: „Wie geht es euch, wer möchte anfangen? Maren wie wäre es mit dir? Hast du dich gut ins Team eingegliedert?“
Maren: „Ich halte das Team für fähig, es ist nur nicht immer einfach, weil Absprachen untereinander noch nicht so gut funktionieren.“
Supervisorin: „Ja, das ist klar, dass ist immer so am Anfang, da ist immer alles ein bisschen schwer für alle Beteiligten, das wird sich schon einrenken.“
Maren: „Ja, vielleicht, aber ich bin jetzt auch schon fast zwei Monate Leiterin des Teams und... (die Supervisorin unterbricht Maren.)
Supervisorin: „Du darfst aber nicht direkt erwarten, dass alles gut klappt und alle sofort nach deiner Pfeife tanzen. Du musst ihnen schon Zeit geben, sich an dich zu gewöhnen, ich weiß, sie können manchmal recht stur sein.“
Die Supervisorin unterbricht das Gespräch kurz mit der Begründung, sie müsse schnell ihre Mutter anrufen, da diese aus dem Urlaub zurück sei. Als sie zurückkommt, erkundigt sie sich nach Susis Kindern und deren Mann dabei entsteht ein „nettes Gespräch“.

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Fußnoten:

Quelle: www.ich-quadrat.de
ad acta legen = zur Seite schieben, zu den Akten legen, nicht weiter beachten
Der Operator „Konsequenzen ziehen“ fordert Sie auf, aus Thomas Gordons Position, dass die niederlagenlose Methode die beste Methode wäre, praktische und nachvollziehbare Schlussfolgerungen zu ziehen.
Lexikon der Psychologie auf CD-Rom, Spektrum-Verlag
Hobmair, Hermann u.a. „Pädagogik/Psychologie- für die berufliche Oberstufe“ Band 2, Köln, 1999, Seite 165
ebenda, Seite 165 ff
ebenda, 167 ff
Hobmair, Hermann u.a. „Pädagogik/Psychologie- für die berufliche Oberstufe“ Band