Janusz Korczak

Kursthema: 13.1 Konzeptionelle und institutionelle Entwürfe pädagogischen Handelns 

Erziehungsziele, Normen, Werte

Quelle: www.janusz-korczak.de entnommen 2010
Janusz Korczak Menschenbild, seine Pädagogik und deren Bedeutung für die Gegenwart
Janusz Korczak war Arzt, Pädagoge und Schriftsteller in Polen und jüdischer Herkunft. Aufgrund seiner besonderen Kongruenz, also einer besonderen Übereinstimmung seines Denkens, seiner Theorie mit seinem Handeln, also seinem praktischen Umgang mit Kindern fällt Korczak besonders positiv auf im Vergleich mit anderen Pädagogen.

Janusz Korczaks Leben und Sterben war gekennzeichnet durch sein einfühlendes und engagiertes Verhältnis zu Kindern. Als Gründer und Leiter zweier Heime für verwaiste und verwahrloste Kinder lebte er einen konsequenten demokratischen Erziehungsstil. In seinen Heimen gehörte es dazu, dass Kinder Gerichte, Parlamente und ähnliche demokratische Institutionen besetzten und leiteten.

Janusz Korczak war ein sehr fleißiger Mensch. Neben seinen Tätigkeiten als Heimleiter verfasste er Romane, Satiren und Bücher, in denen er sich unter anderem mit seinem pädagogischen Verständnis beschäftigte. Unter der Besatzung durch die deutschen Nationalsozialisten musste Janusz Korczak 1940 mit seinen Kindern in das Ghetto, das in Warschau gegründet wurde, umsiedeln. 1942 wurde er mit seinen Kindern nach Treplinka abtransportiert und er kam dort in der Gaskammer ums Leben. Obwohl er mehrere Chancen hatte zu fliehen und sein Leben zu retten, war es ihm wichtiger, seine Kinder nicht alleine zu lassen.

Basisgedanken der Pädagogik nach Korczak
Aufgrund eigener schlechter Erlebnisse in der Kindheit und seinen Beobachtungen, wie Erwachsene mit Kindern umgingen, formulierte er die unbedingte Notwendigkeit, das Kind zu achten. Dabei ging Korczak davon aus, dass Achtung ein wechselseitiger Vorgang ist. Wenn das Kind durch Erwachsene respektiert wird, so wird es gleichzeitig gelehrt, andere Menschen zu achten. Hier steckt also die Vorbildfunktion der Eltern im Detail.

1. Recht des Kindes auf seinen Tod
Möglicherweise unter dem Eindruck der schrecklichen Erfahrungen im Warschauer Ghetto deutete Korczak darauf hin, dass ein Kind sehr wohl Recht auf seinen Tod hat.

„Aus Furcht, der Tod könnte uns das Kind entreißen, entziehen wir es dem Leben; um seinen Tod zu verhindern, lassen wir es nicht richtig leben.“

Sicherlich kann diese Auffassung für uns nicht bedeuten, dass wir Kinder schutzlos und achtlos in gefährliche Situationen hinein laufen lassen. Jedoch ist es auch heute wichtig, dass eine übersteigerte Angst, die ein Kind einengt und die Welt nicht entdecken lässt, sehr ungesund für die Entwicklung ist. Aus Korczaks gefordertem Recht des Kindes auf seinen Tod können wir folgenden Auftrag für die Erziehung formulieren:

Das Kind muss Möglichkeiten haben, sich selbst zu entdecken, seinen Willen auszuüben und zu bilden, das Streben nach Freiheit und Autonomie und auch entsprechende Erfahrungsmöglichkeiten müssen gegeben sein. Die gesetzliche verlangte Aufsichtspflicht, die Eltern und Erzieher zu beachten haben, darf nicht dazu benutzt werden, unselbständige Kinder zu erziehen.



2. Recht des Kindes auf den heutigen Tag
Janusz Korczak sagt: „Wir sollten auch die gegenwärtige Stunde achten, den heutigen Tag. Wie soll es morgen leben können, wenn wir es heute nicht bewusst, verantwortungsvoll leben lassen?“

Das Kind soll nicht wie ein kleiner Erwachsener behandelt werden oder wie ein nicht zu achtender Gegenstand sondern die Kindheit an sich soll in ihrem Wert geachtet werden, dies beinhaltet folgende Forderung:

- Das Kind ist gegenüber dem Erwachsenen weitestgehend gleichberechtigt.
- Zubilligung der spezifischen Kinderperspektive, Bedürfnisse und Wünsche im Hier und Jetzt. Das heißt, dass auch Wünsche so weit wie möglich und so weit wie sozial kompatibel dem Kind ermöglicht werden. Des Weiteren ergibt sich daraus eine dem jeweiligen Lebensalter zugeordnete Ansammlung von Rechten und Pflichten.

1. Arbeitsaufgabe 1: Diskutieren Sie schriftlich und mündlich über die "Rechte des Kindes" nach Korczak

3.Recht des Kindes so zu sein wie es ist
Korczak sagt: „Kinder sind doch nötig auf der Welt und gerade so, wie sie sind.“

Kinder sollen so akzeptiert werden wie sie sind und die Formulierung möglicher Erziehungsziele soll immer im Zusammenhang mit den natürlichen Fähigkeiten, der Veranlagung und dem Erziehungsmilieu erfolgen. Wenn ein Kind jahrelang größte Schwierigkeiten in wichtigen Schulfächern hat, so ist es nicht sinnvoll, es durch das Abitur treiben zu wollen. Jedes Kind, jeder Mensch hat ein Recht auf Mittelmäßigkeit und Eltern müssen sich davor hüten, eigene, nie erreichte Lebensziele nun auf das Kind zu projizieren. Nicht der Status der Familie sondern die eigenen vorhandenen Fähigkeiten sollten entscheidend sein bei der Berufswahl und anderen anzustrebenden Zielen des Kindes.

Pädagogik der Liebe
Janusz Korczaks Pädagogik der Liebe hatte nichts mit Illusion oder Verherrlichung der Kindheit zu tun sondern sie war geprägt durch echtes Engagement hinweg über frustrierenden erzieherischen Erlebnissen. Zu Korczaks Pädagogik der Liebe gehörten neun Prinzipien, die im Folgenden dargestellt werden. Diese Prinzipien geben Erziehern konkrete Handlungsanweisungen eine pädagogische Beziehung positiv und sinnvoll zu gestalten.

1. Sehende Liebe
Korczak wollte verhindern, dass die Liebe des Erziehers durch Illusionen oder vorgefertigte Ideologien geprägt sei. Ihm war es wichtig, eine Liebe zu leben, die konsequent von den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten des jeweiligen Kindes ausging. Eine besitzergreifende Liebe des Erziehers, die mehr mit den eigenen Bedürfnissen zu tun hatte und nicht die mit den Bedürfnissen der Kinder, wurde von Janusz Korczak als falsch verurteilt.

2. Lieben ohne Erwartung von Gegenliebe
Echte Liebe ist kein Geschäft, das nach dem Prinzip Leistung und Gegenleistung funktioniert. Ohne eine positive Reaktion des Kindes zu erwarten, liebte Janusz Korczak die Kinder vorbehaltlos und nahm sich in besonderer Weise der verhaltensauffälligen Kinder an.

3. Hoffende Liebe
Janusz Korczak trat seinen Kindern mit einer unerschütterlichen positiven Grundeinstellung entgegen. Er akzeptierte es niemals, ein Kind, sei es auch noch so verhaltensauffällig, aufzugeben. Wie ein Arzt an die Gesundung seines Patienten glaubt, so ging der Erzieher Janusz Korczak von einer möglichen positiven durch Liebe beeinflussten Veränderung auch der so genannten schwer erziehbaren Kinder aus.

4. Illusionslose Liebe
Janusz Korczak wusste, dass Erziehung ihre Grenzen hat. Er ging nicht davon aus, dass man aus jedem Kind alles machen könne. Zum einen wusste er, dass in den Fähigkeiten und Anlagen selber Grenzen liegen. Zum anderen wusste er, dass jede erzieherische Beeinflussung dadurch begrenzt ist, da weil es auch andere Miterzieher gibt. Das Akzeptieren dieser Realitäten zeigte in besonderem Maße die Liebe Korczaks zu seinen Kindern. Hiervon können viele professionelle Erzieher lernen und sich vor Burn-Out, Hoffnungslosigkeit, Selbstüberschätzung und übertriebener Zielsetzung schützen.

5. Nähe zum Kind
Korczaks Liebe zu seinen Kindern wurde nicht nur auf verbaler oder kognitiver Ebene sichtbar, sondern auch auf einer väterlich-zärtlichen Art. Elterliche Zärtlichkeiten, Liebkosungen und Körperberührungen entsprechen dem Wesen des Menschen nach spürbarer Wärme. Dies gab Janusz Korczak selbstlos seinen Kindern.

6. Treue und Hingabe
Korczak hat in vollendeter Form seine Treue und Hingabe zu seinen Kindern bewiesen. Er hat das getan, was das größtmögliche für Menschen ist. Er ist für und mit seinen Kindern in den Tod gegangen und ist gerade durch diese Tat ein Mahnmal an heutige Erzieher, zuverlässig vor jedem Eigennutz für die eigenen Kinder da zu sein.

7. Zulassen der eigenen Kindlichkeit
Eine besondere emotionale Nähe entstand dadurch, dass Korczak seine eigenen kindlichen Anteile des Fühlens, Denkens und Handelns in die Interaktion mit den Kindern einbaute. Er konnte mit seinen Kindern rumlaufen, toben und wurde einer von ihnen.

8. Verstehen und Verzeihen
Korczaks humanistisches Menschenbild wurde in besonderem Maße deutlich, wenn er versuchte, sich in das Kind hineinzuversetzen und absolut daran glaubte, dass es sich zum Guten hin entwickeln kann. Dieser Glaube hatte Auswirkungen auf die Ausstrahlung Korczaks gegenüber seinen Kindern und im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung übernahmen tatsächlich die Kinder die Fähigkeit zu vergeben und zu verzeihen und auf den Umgang untereinander zu übertragen.

9. Konsequenzen zeigen
Janusz Korczak war es wichtig, eine Balance herzustellen zwischen dem absoluten Verstehen und dem durchaus bedürfnisorientierten Erziehens des Kindes und der Notwendigkeit Grenzen zu setzen. Das "Grenzen setzen" sah bei Korczak aber nicht so aus, dass das Kind eingemauert wurde. Der Kompromiss zwischen der Achtung der kindlichen Bedürfnisse und der Notwendigkeit, dass das einzelne Kind die ganze Gemeinschaft nicht negativ beeinträchtigen darf, zeigte sich bei Korczak oftmals als eine Dosierung oder Kanalisierung der kindlichen Kräfte.

So erlaubte Korczak seinen Zöglingen gewisse Untaten durchaus – aber nur einmal am Tag und am besten zu Uhrzeiten, an denen der Schaden gering war.

Aufgrund seines Menschenbildes, oder besser formuliert aufgrund seines Kindesbildes, und der daraus resultierenden pädagogischen Sichtweisen und Maßnahmen, formulierte Korczak konkrete Anforderungen an Erzieher. Sein wichtigster Rat für Erzieher war letztendlich der, ein gutes Vorbild zu sein.
Janusz Korczak beschäftigte sich immer wieder mit viel Selbstironie und Humor mit Erziehungssituationen. Hier spitzte er manche Forderungen derart zu, dass Leser seiner Schriften versucht sind, seine Aussagen im ersten Moment nicht ernst zu nehmen

Ein Beispiel hierfür ist der folgende Text von Janusz Korczak:

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20 „Es lebe die Pünktlichkeit

Was ist zu machen, damit die Kinder pünktlich zur Schule kommen? Ich höre oft, dass Kinder verspätet zur Schule kommen; man weiß keinen Rat dagegen. Ich schlage also vor, in jedem Zimmer einen Hahn unterzubringen, der am frühen Morgen krähen und die Kinder wecken wird. Sollte unser Ziel nicht erreicht werden, rate ich, auf dem Hof eine Kanone aufzustellen. Die Kanonenschüsse werden bestimmt die Kinder wecken. Wenn aber die Kinder zu spät kommen, weil sie zu langsam gehen, dann wäre es vielleicht zweckmäßig, die Kinder aus einem Flugzeug mit Wasser zu begießen, dann laufen sie schnell zur Schule.
Wenn auch auf diese Weise kein gutes Ergebnis erreicht wird, habe ich einen vortrefflichen Rat. Diesen nämlich: Man veröffentlicht die Namen der Nachzügler in einer Zeitung. „Uns interessiert nicht, was man in den Zeitungen schreibt“, werden die Kinder wohl sagen. „Leute, welche die Zeitung lesen, kennen uns ja nicht.“ Ach so! Dann kann man ja die Nachzügler in der Schulbandzeitung nennen! „Was macht uns das aus“, werden die Kinder sagen. „In der Schule wissen ja alle, dass wir Nachzügler sind.“
Na ja! Ich schlage also vor, und das ist mein letzter, hoffentlich bester Rat: Die Erwachsenen mögen eine Erklärung in der Schulzeitung veröffentlichen, in der sie versprechen, nirgends und niemals sich zu verspäten und die Kinder aufrufen, ihrem Beispiel zu folgen.“

In diesem Text wird deutlich, dass Korczak keiner war, der auf alle pädagogischen Fragen eine Antwort wusste. Dies gab er in seinen Schriften auch frei zu. Korczak wollte u.a. auf wichtige Grundprinzipien hinweisen:

1. Mit Kindern fühlen
Lange bevor der Psychologe Carl Rogers die Therapeutenvariable Empathie formulierte, postulierte Janusz Korczak, dass Mitgefühl und einfühlendes Verstehen die erste und wichtigste Bedingung erzieherischen Handelns sei. Dieses Verstehen setzt die Erkenntnis über die kindliche Unterschiedlichkeit zum Erwachsenen voraus. Entwicklungspsychologisches Wissen ist Bedingung, um das Kind mit seinen Gedanken und Gefühlen zu verstehen und auf seine Ängste und Hoffnungen Rücksicht nehmen zu können.

2. Kinder begleiten, statt sie zu bevormunden
Korczak ging davon aus, dass das Kind den gleichen Wert und die gleiche Würde verdient und hat wie ein Erwachsener. Von dieser anthropologischen Grundannahme ausgehend, verlangte er, dass Erzieher eine Beziehung des Dialogs gestalteten. Das Kind hat daher eindeutiges Mitspracherecht.

3. Realität nicht beschönigen – aus Fehlern lernen
Korczak ging davon aus, dass die Lebenswirklichkeit ihre Ideale und Wünsche oft nicht mit dem überein stimmen, was Pädagogen, Eltern und sonstige Erzieher sich so theoretisch überlegten. Diese mangelnde Deckungsgleichheit der Vorstellungen sorgt immer wieder für Missverständnisse und Krisen. Teilweise sind diese Missverständnisse die Auswirkungen von Fehlern der Erzieher. Korczak war es wichtig, dass Erzieher aus ihren Fehlern und von den Kindern lernen und sich daher selbst erziehen. Heute würde man von Selbstreflexion sprechen, die unbedingt notwendig ist, um eine sinnvolle pädagogische Beziehung zu den Edukanden aufzubauen. Eine derartige Selbstreflexion wird heutzutage bei professionellen Erziehern auch dadurch ermöglicht und unterstützt, indem Supervision durchgeführt wird. Bei der Supervision gibt es die Möglichkeit, dass verschiedene professionelle Erzieher, Lehrer, usw. unter Anleitung eines Supervisors oder einer Supervisorin selbstreflexiv über Probleme und erzieherische Fälle diskutieren und daran arbeiten.

4. Menschenrechte der Kinder achten
Janusz Korczak war der erste Pädagoge, der eine „Charta der Menschenrechte für Kinder“ formulierte. Er ging davon aus, dass Kinder nicht erst zum Menschen werden sondern sie schon von Geburt an waren. Zu diesen Menschenrechten sind bereits oben ausführliche Darstellungen formuliert. Auf diese drei Menschenrechte, nämlich das auf seinen Tod, auf den heutigen Tag und auf das Recht der Individualität, legte Korczak größten Wert. Trotz dieser Rechte sah Korczak sich selbst nicht als Vertreter einer Antiautoritären Erziehung. Grenzen und Lernziele spielten auch bei Korczak eine große Rolle.

5. Beobachten und Reflektieren
Erzieher sollten sorgfältig und gewissenhaft das kindliche Verhalten beobachten. Ausgang jeder erzieherischen Maßnahme sollte der Ist-Zustand sein und erst in zweiter Linie der Soll-Zustand. Korczak schlug vor, dem Beobachten des Kindes ein vorsichtiges Reflektieren und Erwägen von Handlungsmöglichkeiten anzuschließen. Dabei formulierte er die Notwendigkeit, Beobachtungen schriftlich zu fixieren. Heutzutage ist es so, dass in Heimen, aber auch in Kindergärten, Erzieher zur systematischen Beobachtung anhand von entsprechenden Beobachtungsbögen angeleitet werden. Korczak war einer der ersten, der dies für eine gute Erziehung verlangte.

6. Phantasie- und humorvoll eine demokratische Lebenswelt schaffen
Die Umsetzung der oben dargestellten Kinderrechte in den praktischen Alltag und die Umsetzung der pädagogischen Maßnahmen aufgrund der Beobachtungen wurden bei Korczak stets mit Humor und Ideenreichtum durchgeführt. So war es Korczak wichtig, dass die Kinder Hilfen zur Selbsterziehung, z. B. durch Organe der Selbstregierung, Kindergerichte, Parlamente usw. durchführen durften.

Aufgaben zur Selbstüberprüfung

2. Arbeiten Sie aus dem vorangegangenen Text das Menschenbild von Janusz Korczak heraus. Vergleichen Sie es anschließend mit einem anderen Ihnen bekannten Pädagogen oder Psychologen.

3. Fassen Sie die wichtigsten Forderungen Korczaks an Erziehung zusammen.

4. Erörtern Sie, in wie weit Korczaks Forderungen und seine Pädagogik der Liebe sich auf heutige Verhältnisse in Schule, Familie und Gesellschaft übertragen lassen. Formulieren Sie ausführlich.

1. Korczak sagt: „Man darf niemals von der Unverbesserlichkeit und davon sprechen, dass aus einem Kind nichts wird. Im Gegenteil, man soll nur von zeitweiligen Unzulänglichkeiten sprechen und davon, dass schon bald alles wieder gut sein wird, dass die Schwierigkeiten und Missverständnisse bald ausgeglichen werden und dass in Zukunft alles wieder im Lot sein wird.“
Vergleichen Sie dieses Zitat mit der Therapeutenvariablen "Akzeptanz" von Carl Rogers.
Was fällt Ihnen auf? Erklären Sie ausführlich!
5. Besonderheiten der Darstellungen Korczaks: Wer sich mit Janusz Korczaks Buch "Wie man ein Kind lieben soll" beschäftigt, wird schnell einige grundlegende Unterschiede zu anderen pädagogischen Theoretikern feststellen. Es wäre falsch, Korczaks pädagogische Überlegungen als Theorien zu bezeichnen, denn dann hat man den Sinn seiner Ausführungen verfehlt. Korczak selbst schreibt am Ende des Abschnitts "Das Kind in der Familie", dass er vieles, was er in seinem Buch aufgeschrieben hat, bereits kurze Zeit später wieder verworfen hat. Wer sein Buch als "lebensfähiges Geschöpf" (Korczak, J., 1998, S.149) bezeichnet, kann wohl kaum gewollt haben, dass man daraus trockene Theorien ableitet, an denen nicht zu rütteln ist. Ein "lebensfähiges Geschöpf" ist lebendig, immer in Bewegung, etwas was sich immer verändert. Zu Beginn des Buches stehen Fragen, die offen sind, die es zu lösen gilt oder nicht zu lösen gilt. Korczak antwortet: "Ich weiß nicht" (Korczak, J., 1998, S.1). Ein Pädagoge, der zugibt, dass er nicht immer eine Antwort auf alle Fragen hat, das hat man selten erlebt. Sollte ein guter Pädagoge immer alle Antworten kennen? Nein. Eigentlich kennt er keine. Er ahnt nur, er kann nur immer zu verstehen versuchen, immer wieder an anderer Stelle ansetzen, altes Wissen verwerfen und neu beginnen. Korczak will zum Nachdenken anregen, den Leser zum eigenen Denken auffordern. Sein Wunsch ist es nicht, dass seine Gedanken von jedem Menschen übernommen werden, sondern das Wichtigste scheint Korczak zu sein, dass man sich wirklich mit ihm auseinandersetzt. Wer jedes seiner Worte auf die Goldwaage legt und daraus eine Theorie ableiten will, der hat Korczak missverstanden.
Oft genug stellt der Leser seiner Schriften fest, dass Korczak an manchen Stellen zu Übertreibungen und Überspitzungen neigt. Wer an diesen Überspitzungen festhält und dadurch vielleicht versucht einen fehlenden Sinn für Realität zu begründen, liegt falsch.
Hier sei ein Beispiel genannt: bei seinen Überlegungen wie man Kindern das Spielen im eigenen Zimmer schöner gestalten könnte, macht Korczak den Vorschlag statt eines Linoleumbodens einfach eine Fuhre gelben Sandes darin zu verteilen und ein Bündel von Stöcken und eine Schubkarre Steine hinzu zugeben (vgl. Korczak, J., 1998, S.90).
Wenn man dies nun realistisch betrachtet, wird man natürlich feststellen, dass es so gut wie unmöglich ist statt eines Fußbodens Berge von Sand in einem Kinderzimmer zu haben.
Korczak benutzt diese gezielten Übertreibungen, um Missstände aufzuzeigen: Er kritisiert das Verhalten mancher Eltern, die das Zimmer ihres Kindes zu einem sterilen Ort machen und damit dem Kind die Möglichkeit nehmen sich frei zu entfalten.
Korczak regt dazu an, sich eigene Gedanken zu machen und die eigene Meinung zu vertreten, auch wenn andere sie nicht teilen sollten, denn "(...) der lebendige Gedanke arbeitet, aber die Vorschrift befiehlt" (Korczak, J., 1998, S.20).
5. Aufgabe: a) Fassen Sie die wichtigsten Aussagen des obigen Textes zusammen.
b) Diskutieren Sie die praktische Anwendbarkeit dieser Aussagen in der
Gegenwart.

6. Aufgabe: Erstellen Sie eine Mind-Map bezüglich der Pädagogik von Korczak. Halten Sie sich dabei an die Regeln von Tony Byzan

_______________________________________________________________________

Fußnote:

www.janusz-korczak.de  
Anthropologie = Lehre bzw. Wissenschaft(en) vom Menschen
Edukand = der zu Erziehende, Zögling
Supervision = Die Adressaten von Supervision, also die Supervisanden, entstammen allen Bereichen, in denen zwischenmenschliche Beziehungen Gegenstand professionellen Handelns sind. Der Gegenstand von Supervision ist dieses professionelle Handeln in seinen Auswirkungen; dabei können sowohl der Supervisand selbst, als auch sein Klientel (Patient, Ratsuchender, Klient, Schüler etc.) bzw. die Interaktion zwischen beiden, sowie die Institution für die der Supervisand arbeitet, in den Mittelpunkt gerückt werden.
Menschenbild = Summe aller Sichtweisen zum Beispiel eines Pädagogen bezüglich Wert, Funktionsweise und Bedeutung des Menschen.