Zusammenfassung: Klassische Lerntheorien


Klassische LERNTHEORIEN

1. Klassische Konditionierung
Die Theorie der Klassischen Konditionierung ist eine von mehreren Lerntheorien, die erklärt wie Verhaltensweisen entstehen können.

"Das Prinzip des Klassischen Konditionierens wurde von dem russischen Physiologen I.P. Pawlow im Tierversuch an Hunden entdeckt. Ein Reflex, z.B. Speichelfluss bei Geruch nach schmackhaftem Essen, kann mit einem völlig neutralen Reiz, der sonst nichts auslöst, z.B. einem Glockenton, verbunden werden.
Nach mehrmaliger Wiederholung löst schon der Glockenton alleine, in reiner Erwartung des Essens, Speichelfluss aus. Klassisches Konditionieren spielt auch beim Menschen als Methode des Lernens eine große Rolle. Neuerdings wird es z.B. als Erklärung herangezogen, warum Menschen ausgerechnet auf bestimmte Substanzen allergisch reagieren."

Bevor wir näher zu Ivan Pawlows bekannten Versuch kommen, hier notwendige Begriffe:

Ein neutraler Stimulus (=NS) ist ein Reiz, der keine spezifische Reaktion auslöst.
Ein unkonditionierter Stimulus (=UCS für unconditioned stimuli) ist ein Reiz, der ohne Konditionierung, also ohne Lernen eine Reaktion / einen Reflex (=UCR) auslöst.
Ein UCS löst eine natürliche (angeborene) Reaktion (=UCR) aus - deshalb unkonditioniert.
(Stimulus und Reiz sind in diesem Kontext identisch!)

Beispiel 1 für UCS:

Das vor einem Hund stehende Fleischgericht (= UCS) löst ohne vorheriges Lernen Speichelfluss (=UCR) aus.

Beispiel 2 für UCS: Ein Schlag auf das Knie (= UCS) löst die nicht gelernte Reaktion (=UCR) der Muskelkontraktion aus.

Eine unkonditionierte Reaktion (=ein unkonditionierter Reflex (UCR für unconditioned reaction / reflex) ist eine angeborene Reaktion / Reflex auf einen unkonditionierten Stimulus.
[Handelt es sich bei dem Reiz um einen reflexauslösenden Reiz, so ist das Ergebnis ein Reflex (z.B. UCR = unconditioned reflex = unkonditionierter (=nicht gelernter Reflex).

Handelt es sich nicht um einen reflexauslösenden Reiz, so ist das Ergebnis eine Reaktion (z.B. UCR = unconditioned reaction).

Das 'R' kann demnach für Reflex und Reaktion stehen - je nach auslösendem Reiz. ]

Ein konditionierter Stimulus (=CS für conditioned stimuli) ist ein Reiz, der durch Lernen entstanden ist und eine konditionierte Reaktion / einen konditionierten Reflex (=CR) auslöst. Da der Stimulus nicht mehr natürlich ist (sondern erlernt = konditioniert). Das Tier hat mit diesem Stimulus nun eine Erwartung verknüpft.

Eine konditionierte Reaktion / ein konditionierter Reflex (CR für conditioned reaction / reflex) ist eine Reaktion / Reflex auf einen konditionierten (=gelernten) Stimulus (CS).



Arbeitsaufgaben:
1. Mit welchem Tier hat Pawlow seinen berühmten Versuch zur klassischen Konditionierung gemacht?
a)Hund
b)Ratte
c)Hamster
d)Katze
2. Welche Aussagen sind bzw. ist richtig?
a) Ein neutraler Stimulus (=NS) ist ein Reiz,
der keine spezifische Reaktion auslöst.
b) Ein UCS löst eine natürliche (angeborene) Reaktion (=UCR) aus.
c) a) Ein neutraler Stimulus (=NS) ist kein Reiz, der keine spezifische Reaktion auslöst.
d) Stimulus und Reiz sind identisch!
3. Was bedeutet in der Theorie über die klassische Konditionierung das Kürzel CR ?

a) CR bedeutet Conditioned Reaktor
b) CR ist eine konditionierte Reaktion
c) CR ist ein konditionierter Reflex
d) CR ist die englische Abkürzung für "conditioned reaction / reflex"
e) CR ist eine Reaktion / Reflex auf einen konditionierten (=gelernten) Stimulus (CS).(R)


4. Was hat Pawlow entdeckt?
a) das Prinzip der operanten Konditionierung
b) das Prinzip der klassichen Konditionierung
c) das Prinzip der operanten Konditionierung
b) das Prinzip des Lernens durch Einsicht


5. Erstellen Sie zeichnerisch ein Schaubild bzw. einen Merkzettel, in dem alle oben erklärten Begriffe für Sie persönlich gut lesbar und gut lernbar mit Erklärung aufgelistet sind.

Pawlows Theorie der klassischen Konditionierung
In seinem bekanntesten Versuch paart Pawlow die Futtergabe mit einem zweiten (neutralen) Reiz, einem Glockenton. Kurz vor jeder Futtergabe wird einem Hund ein Glockenton dargeboten, was nach einigen Wiederholungen dazu führt, dass der Glockenton alleine genügt, um die Speichelproduktion des Tieres anzuregen. Der Hund hat den Glockenton mit dem Futter assoziiert.











1. NS » keine (spezifische) Reaktion

NS = neutraler Stimulus [Glockenton]
führt zu:
keiner spezifischen Reaktion
In manchen Fällen wird zwar eine Orientierungsreaktion gezeigt, nicht jedoch ein angeborenes, natürliches Verhalten.




2. UCS » UCR - Ein UCS löst eine natürliche (angeborene) Reaktion (=UCR) aus

UCS = unkonditionierter Stimulus [Darbietung von Fleisch]
führt zu:
UCR = unkonditionierten Reaktion / unkonditioniertem Reflex [Speichel]
Beim Anblick des Fleisches (die Nahrung ist der UCS) beginnt der Hund automatisch (ohne vorherige Konditionierung / ohne vorheriges Lernen) vermehrt Speichel zu produzieren.
Das Futter (UCS) löst als natürliche Reaktion die Speichelsekretion aus (UCR: unkonditionierte Reaktion / Reflex).
Ein UCS löst eine natürliche, angeborene Reaktion (UCR) aus.











3. UCS + NS » UCR

UCS = unkonditionierter Stimulus [Darbietung von Fleisch]
gepaart mit:
NS = neutraler Stimulus [Glockenton]
führt zu:
UCR = unkonditionierter Reaktion / unkonditionierter Reflex [Speichel]
Die Darbietung des Fleisches (UCS) in Verbindung mit einem Glockenton (NS) führt zur Speichelabsonderung (UCR).
Zunächst spielt dabei der NS keine Rolle; die UCR (Speichel) entsteht eher über den UCS (Darbietung von Fleisch).
Bei einer / mehrfacher Wiederholung dieser Paarung gelangen wir jedoch auf eine andere Ebene:


4. Nach wiederholter Darbietung wird aus UCS + NS » CS und aus der UCR » CR
kurz: CS » CR

CS = konditionierter Stimulus (erlernter Reiz) [Glockenton]
führt zu:
CR = konditionierte Reaktion (erlernte Reaktion) [Speichel]
Nachdem UCS + NS UCR wiederholt dargeboten wurde, entwickelt sich eine konditionierte Reaktion / ein konditionierter Reflex (CR) auf einen konditionierten Stimulus (CR).
Der Glockenton (CS = konditionierter Stimulus) löst eine konditionierte Reaktion / einen konditionierten Reflex (CR) aus.
Veranschaulicht: Das Tier entwickelt eine Erwartungshaltung: Bisher bekam es unmittelbar nach einem Glockenton Futter. Ertönt nun dieser Glockenton, so erwartet das Tier sein Futter und produziert mehr




Zusammenfassung des Pawlovsexperiment
CS (konditionierter Stimulus): Der bedingte (= erfahrungsbedingte) Auslöser (CS; Glocke) ist ursprünglich ein neutraler Reiz (NS; Glocke), der aufgrund der mehrmaligen Kopplung mit einem unkonditionierten Stimulus (UCS; Futter) eine gelernte oder bedingte Reaktion bewirkt.
CR (konditionierte Reaktion / konditionierter Reflex): Die bedingte Reaktion / der bedingte Reflex (Speichelabsonderung) ist eine erlernte Reaktion.
Durch die wiederholte Darbietung von Glockenton (NS) und Futter (UCS) beginnt der Hund mit der Speichelabsonderung (CR), wenn er allein die Glocke (CS) hört.

Arbeitsaufgabe:

6. Fällt Ihnen eine Reaktion ein, die Sie selbst aufgrund klassischer Konditionierung erlernt haben? Notieren Sie!
7. Ergänzen Sie nun schriftlich und zeichnerisch den folgenden Text, ausschließlich unter Verwendung der oben zu findenden Darstellung. Sie dürfen keinerlei andere Unterlagen zur Hilfe nehmen.
Das Grundprinzip

Die Theorie des klassischen Konditionierens beruht auf einem einfachen Grundprinzip, das im Folgenden anhand eines Beispiels erläutert wird:

(a) Vor der Konditionierung

Nehmen wir einen Reiz, der vom menschlichen Organismus automatisch mit einer reflexartigen Reaktion beantwortet wird (= unkonditionierter __________________ ]). Für unser Beispiel soll dies eine Zitrone sein. Unmittelbar auf die Wahrnehmung der Zitrone fließt beim Menschen Speichel. Der Speichelfluss wird als unkonditionierte __________________ (UCR) bezeichnet, da er nicht antrainiert bzw. gelernt wurde.
Unkonditionierter Stimulus =UCS=============> UCR (????_____________ )



Zeichnen Sie eine Zitrone__________ _________Zeichnen Sie den Speichelfluss




kein Speichelfluss
Im nächsten Schritt ziehen wir einen neutralen Reiz (NS) hinzu. Als neutral gilt der Reiz, wenn er zu keiner spezifischen Reaktion führt. Für unser Beispiel wird als neutralen Reiz eine Karotte dienen.


NS ====>

Zeichnen Sie eine Karotte===>


(b) Konditionierung

Der neutrale Reiz Karotte wird nun in zeitlicher Nähe zum unkonditionierten Stimulus Zitrone dargeboten. Als Reaktion auf die Zitrone fließt weiterhin __________________ .

Stellen Sie die Kürzel US (bzw. UCS), CS und CR mit ausgeschriebenen Worten dar.

(c) Nach der Konditionierung

Nach einigen Durchgängen löst die Karotte auch ohne Auftreten der Zitrone den Speichelfluss aus. Die Karotte ist zu einem __________________ Stimulus (CS) geworden. Der Speichelfluss in Reaktion auf die Karotte gilt als konditionierte Reaktion (CR). Die konditionierte Reaktion ist das Ergebnis eines Lernvorgangs, bei dem durch die Assoziation zwischen den dargebotenen Reizen eine Reizkopplung hergestellt wurde.



Füllen Sie die folgenden Begriffe in passenden Lücken:
Reaktion, Stimulus [UCS], konditionierten, Speichel,


Merkmale der klassischen Konditionierung: Kontiguität
Um zwei Reize miteinander verknüpfen zu können, müssen sie auch miteinander in Verbindung gebracht werden. Hierzu ist es notwendig, dass beide Reize (UCS und NS) zeitlich dicht beieinander liegen.
Räumlich (im Zusammenhang) und zeitlich (kurz nacheinander) müssen der neutrale und der unbedingte Reiz mehrmals wiederholt auftreten (Gesetz der Kontinuität), um eine konditionierte Reaktion auszulösen.
Definition: "Beim klassischen Konditionieren ist die Kontiguität , also die zeitliche Nähe zwischen dem unkonditionierten und dem konditionierten Reiz, von entscheidender Bedeutung. Nur wenn sie zeitlich benachbart sind, kann der Organismus diejenige Assoziation zwischen ihnen herstellen, die die Grundlage des Lernprozesses bildet."
"Im übrigen hat sich gezeigt, dass die Zeitabstände variabel sind und im Einzelfall außerordentlich stark schwanken können. Sie reichen von 0,5 s (Lidschlagreflex) über ein paar Sekunden (Herzschlagfrequenz) zu vielen Stunden (erworbeneGeschmacks-aversion). [...]

Beispiel für Kontiguität: Gibt man Ratten Saccharinwasser zu trinken (CS) und 30 min später eine Lithiumchloridinjektion (UCS), die Übelkeit erzeugt, so werden die Tiere das vorher hoch bevorzugte süße Wasser vermeiden

"Ein neutraler Reiz wird niemals zu einem konditionierten Reiz, wenn er zeitlich nach dem unkonditionierten Reiz auftritt; auch eine Signalanlage, die erst nach der Vorbeifahrt des Zuges blinkt, wäre nutzlos."

Verstärkung bei der klassischen Konditionierung
Definition: Die Koppelung von unkonditioniertem Stimulus (UCS) und neutralem Stimulus (NS) wird in der Theorie der klassischen Konditionierung als Verstärkung bezeichnet. Je häufiger diese Verstärkung auftritt, desto sicherer und stabiler ist die Bildung einer Assoziation zwischen den beiden Reizen.
Durch mehrmaliges Auftreten der Koppelung von NS und UCS, wird die konditionierte Reaktion / der konditionierte Reflex (CR) verstärkt.

"Bei jeder [...] mehrfachen und zeitlichen gestaffelten Koppelung wird im Rahmen der Theorie der Klassischen Konditionierung von Bekräftigung gesprochen."

Signallernen = klassische Konditionierung

Definition: Die klassische Konditionierung wird auch als Signallernen bezeichnet (in Pawlows Versuch stellt die Glocke das Signal dar). Der neutrale Stimulus (NS) stellt das Signal dar, welches erlernt wurde.

Beispiel Signallernen:
Nehmen 'Bierflasche und Partykulisse" für eine Person einen großen Stellenwert ein, so wird diese Person besonders empfänglich für Alkoholwerbung sein. Alkoholwerbungen verknüpfen viele Menschen oft mit Party-Feeling und dem Benutzen von Biergläsern‘. Das Signal ist der ehemals neutrale Stimulus (also der Reiz, der keine spezifische Reaktion auslöst) - in diesem Beispiel das Bierglas. Durch die Werbung wird Alkoholgenuss mit angenehmen Gefühlen, wie Party-Feeling verknüpft. Im Endeffekt soll der Anblick eines Bierglas und einer entsprechenden Party als Signal dienen, um das Bedürfnis nach Alkohol auszulösen.

Reizgeneralisierung
Definition: Unter Reizgeneralisierung versteht man die Ausdehnung der gelernten gedanklichen Verknüpfung auf neue, ähnliche Reize.

Beispiel: Nach einer erfolgreichen Konditionierung reagiert der Pawlow'sche Hund auf den Glockenton mit erhöhter Speichelproduktion. Wenn der Glockenton nun einen helleren Klang hat, und der Hund dennoch in gleicher Weise reagiert, wurde der Reiz generalisiert.

Ein ähnlicher Reiz löst also die gleiche Reaktion aus.
Die Reizgeneralisierung wurde von Pawlow während seiner Experimente entdeckt: Die Versuchshunde reagierten nicht nur auf den konditionierten Glockenton, sondern auch auf veränderte (höhere und tiefere) Töne.

Weitere Beispiele für Reizgeneralisierung:
Ein Kind hat durch Konditionierung gelernt, vor einem bestimmten Lehrer Angst zu haben. Diese Angst vor einem Lehrer wird von dem Kind auf alle Lehrer der Schule übertragen; der Reiz wurde generalisiert.
Auf einer Party lernen Sie eine Person kennen, die Ihnen besonders sympathisch erscheint, obwohl Sie diese Person noch niemals zuvor gesehen haben. Denkbar ist auch eine Melodie, die bei Ihnen angenehme Emotionen erweckt, obwohl Sie das Lied noch nie gehört haben, da es neu ist. In den genannten Fällen handelt es sich um eine Reizgeneralisierung, wenn in Ihrer Vorgeschichte eine ähnliche Person oder ein ähnliches Lied mit einem angenehmen Stimulus verknüpft wurde.

Reizdifferenzierung = Reizdiskrimination = Diskriminationslernen
Im täglichen Leben sind Sie permanent unterschiedlichen Umweltreizen ausgesetzt. Viele dieser Reize sind sich sehr ähnlich, haben aber eine völlig unterschiedliche erlernte Bedeutung.

Definition 1: Im Gegenteil zur Reizgeneralisierung bedeutet die Reizdifferenzierung (oder Diskrimination), dass zwei ähnliche Reize verschiedene Reaktionen auslösen.

Der Pawlow'sche Hund erhält bei einem Glockenton sein Futter. Wird der Glockenton leicht verändert, erhält das Tier kein Futter.
Ziel ist es, das Tier nur auf einen bestimmten Glockenton zu konditionieren. Den veränderten Glockenton beachtet der Hund nicht als CS sondern als NS - er hat den Reiz differenziert bzw. diskriminiert.


Definition 2: "Von Reizdifferenzierung spricht man, wenn ein Organismus zwischen dem bedingten Reiz und einem ihm ähnlichen Reiz unterscheiden kann und nur auf den bedingten Reiz eine bestimmte Reaktion zeigt."

Beispiele für Reizdifferenzierung:
Ein Kind hat durch Konditionierung gelernt, von einem bestimmten Lehrer Angst zu haben. Die Angst wird jedoch nicht auf andere Lehrer übertragen. Das Kind kann zwischen den verschiedenen Lehrern unterscheiden.
Sie beachten ein Blaulicht samt Martinshorn, wenn es Ihnen im Verkehr begegnet, nicht jedoch, wenn es an Ihrer Wohnung vorbeifährt.
Differenzierung von gefährlichen und ungefährlichen Tieren.
Differenzierung zwischen dem Bohrer des Zahnarztes und dem Heimwerkerbohrer.

Habituation / Gewöhnung

Definition: Unter Habituation versteht man die Gewöhnung an einen Reiz. Wenn ein Reiz zu oft oder zu regelmäßig dargeboten wird, kommt es zu einer Gewöhnung an diesen Reiz. Der Reiz wird ausgeblendet und weniger bzw. gar nicht mehr beachtet.

Beispiele für Habituation:
Die Geräusche der Fahrzeuge, die vor Ihrem Fenster vorbeifahren, werden nicht mehr wahrgenommen.
Der Rauch Ihres Arbeitskollegen im Büro ist für Sie so alltäglich geworden, dass Sie es nicht mehr wahrnehmen, wenn er sich eine Zigarette anzündet.

Extinktion
Definition: Unter Extinktion versteht man den Löschungsprozess einer erlernten Konditionierung. Durch das Ausbleiben jeglicher Verstärkung wird mit der Zeit die erworbene Assoziation abgeschwächt und ist schließlich gänzlich gelöscht (extingiert).

Man spricht von Extinktion, wenn die konditionierte Reaktion / der konditionierte Reflex (CR) nicht mehr gezeigt wird, obwohl ein konditionierter Stimulus (CS) dazu ersucht. Die Versuchshunde im Labor produzierten beim Glockenton in hohem Maße Speichel, bekamen aber keine Nahrung. Nach einigen Wiederholungen reagierten die Hunde immer weniger auf den Reiz der Glocke.
Die konditionierte Reaktion wird mit ausbleibender Verstärkung zunehmend schwächer und schließlich gelöscht.
Die bedingte Reaktion (Speichelabsonderung) erfolgt nicht mehr, wenn der bedingte Reiz (Glocke) längere Zeit nicht mehr mit dem unbedingten Reiz (Nahrung) gekoppelt wird.
Ein unerwünschtes Verhalten kann demnach unterbunden werden, wenn der Verstärker für dieses Verhalten ausgeschaltet wird.
Beispiel Extinktion:
Ein Kind hatte durch Konditionierung gelernt, von einem bestimmten Lehrer Angst zu haben. Da die negativen Erfahrungen jedoch schon lange nicht mehr aufgetreten sind, hat das Kind vor diesem Lehrer heute keine Angst mehr.

Achtung:
Bitte verwechseln Sie nicht die Begriffe "Extinktion", Gegenkonditionierung und "systematische Sensibilisierung".

Gegenkonditionierung / systematische Desensibilisierung
Ziel der Gegenkonditionierung ist es, eine bestehende Reiz-Reaktions-Verbindung durch eine andere (bessere) zu ersetzen.

Definition: Gegenkonditionierung bedeutet, eine durch klassisches Konditionieren erlernte Reiz-Reaktions-Verbindung durch eine weitere Konditionierung mit anderen Reizen wieder zu verlernen bzw. neu zu konditionieren.

Beispiel Gegenkonditionierung:
Peter ist drei Jahre alt und hat Angst vor Kaninchen. In dem Experiment sitzt der kleine Junge auf einem Stuhl und bekommt seine Lieblingsspeise, während sich langsam ein Kaninchen nähert. Anfangs hat Peter Angst, wenn das Kaninchen nur im Raum ist, zum Abschluss des Experiments kann Peter das Tier auf den Schoß nehmen und streicheln .
Besonders bei Ängsten und Phobien bedient man sich häufig der

Systematischen Desensibilisierung in der Therapie:

Definition 1:
Die Systematische Desensibilisierung ist ein psychotherapeutisches Verfahren, bei dem Betroffene durch die Konfrontation mit den angstauslösenden Reizen (z.B. bestimmte Situationen, Erinnerungen, Objekte, Tiere) in kleinen mit dem Klienten vorher besprochenen und gemeinsam festgelegten Schritten (z.B. erst ein Bild von einer Spinne, dann eine Spinne im Glas, dann eine Spinne ohne Glas) an diese Reize gewöhnt werden sollen. Ziel ist es, die Stress-Angst-Reaktion auf den Reiz zu "verlernen".
Definition 2:
"Bei der "Systematische Desensibilisierung" wird der Klient langsam an die angstauslösenden Reize herangeführt. Wenn der Anspannungs-/Angstgrad zu hoch wird, wird dieser mittels Entspannungsübungen wieder gesenkt. Ziel ist eine langsame Gewöhnung an die angstauslösende Situation und dem damit verbundenen Angstabbau."

"Diese Verfahren [Methoden der klassischen Konditionierung] sollen die dysfunktionalen Reaktionen des Klienten auf Stimuli ändern . Bei der systematischen Desensibilisierung beispielsweise lernen phobische (=zwanghaft ängstliche) Klienten, ruhig statt panisch auf die Objekte oder Situationen zu reagieren, die sie fürchten.
"Erfolgreiche Behandlungsergebnisse werden berichtet bei Ängsten vor Höhe, offenen Plätzen, spitzen Gegenständen, geschlossenen Räumen, dem Fliegen, Feuer, Kontakt mit bestimmten Menschen, dem Autofahren, vor Zahnarztbesuchen, bei Schluckängsten und auch bei posttraumatischen Stressreaktionen."

Beispiel für eine systematische Sensibilisierung: Um eine fehlerhafte Reaktionen auf Stimuli (z.B. Angst) zu verändern, kann man unter anderem nach der systematischen Desensibilisierung vorgehen: Der Klient erlernt über mehrere Sitzungen verteilt, seine Muskulatur tief zu entspannen. Anschließend stellt der Klient mit Hilfe seines Beraters eine Angsthierarchie zusammen. Alle Situationen (Stimuli), die die Angstsituation hervorrufen, werden stichpunktartig erfasst und hierarchisch sortiert: Vom niedrigsten Angstauslöser bis zur besonders gefürchteten Situation.

Im Zustand einer tiefen Entspannung leitet der Berater den Klienten an, die Situationen nacheinander zu durchleben. Erst wenn eine Situation (der zuvor erstellten Angsthierarchie) wirklich entspannt und angstfrei bewältigt wird, geht man zur nächsten Situation über, die ein höheres Angstpotential enthält. Ziel ist es, die angsterregenden Situationen in völliger Entspannung durchleben zu können.

Zwei widerstrebende Reize treffen aufeinander: Einerseits die Angst als unangenehmer Reiz und andererseits die Ruhe und Entspannung als angenehmer Reiz. Wichtig ist hierbei, dass der positive Reiz (die Ruhe und Entspannung) stärker sein muss, als die empfundene Angst. Diese Kopplung führt zur Extinktion des unangenehmen Reizes (der Angst) bzw. zu einer Neuordnung der Reiz-Reaktionsverbindung. Wurde zuvor auf einen Reiz mit Angst reagiert, so besteht die Reaktion nun aus dem Empfinden von Ruhe und Entspannung. Der Klient soll in die Lage versetzt werden, auf Ereignisse, die zuvor große Angst auslösten, entspannt zu reagieren.

Beispiel für eine Angsthierarchie (Klaustrophobie): Die besonders Angst erzeugende Situation am Anfang und die am wenigsten Angst auslösende Situation am Ende:
"1. In einem Fahrstuhl stecken bleiben (je länger die Zeit, desto unangenehmer);
2. In einem Raum eingeschlossen werden (je kleiner der Raum und je länger die Zeit, desto unangenehmer);
3. durch einen Eisenbahntunnel fahren (je länger der Tunnel, desto unangenehmer);
4. allein in einem Fahrstuhl fahren (je größer die Entfernung, desto unangenehmer);
5. in einem Fahrstuhl mit Fahrstuhlführer sein (je größer die Strecke, desto unangenehmer);
6. mit der Eisenbahn fahren (je länger die Reise, desto unangenehmer);

8. Definieren Sie mit eigenen Formulierungen die Begriffe: Kontiguität, Verstärkung, Reizgeneralisierung, Reizdifferenzierung, Habituation, Extinktion, Gegenkonditionierung, systematische Sensibilisierung.


Was ist eine operante Konditionierung?

Definition 1:
Beim operanten Konditionieren wird eine Handlung durch die darauf folgende Reaktion (also die Konsequenz) ausgelöst (also konditioniert).
Definition 2: Das Operante Konditionieren, auch Belohnungslernen genannt ist eine im Tierversuch entwickelte Lernmethode, die auch beim Menschen eine große Rolle spielt. Folgt auf ein Verhalten eine positive Konsequenz, so wird dieses Verhalten künftig häufiger gezeigt (positive Verstärkung). Folgt eine als negativ, unangenehm empfundene Konsequenz, so wird das Verhalten seltener (=Strafe). Folgt keine Konsequenz (= Extinktion bzw.Löschung), so wird das Verhalten zunächst häufiger, in der Hoffnung doch noch ein Ergebnis zu erreichen, dann jedoch immer seltener. Operantes Konditionieren wird auch psychotherapeutisch angewandt zum Verlernen unangebrachter Verhaltensweisen und gleichzeitigem Aufbau angemessener Verhaltensweisen.
Definition 3: „Lernen am Erfolg, operante Konditionierung, instrumentelle/instrumentale Konditionierung. Wir sprechen von "instrumentell", weil das Verhalten das Instrument oder Mittel ist, das die entsprechende Konsequenz hervorruft. In der Regel wird erst durch häufig wiederkehrende, gleichförmige Konsequenzen allmählich ein stabiles instrumentelles Verhalten gelernt.


Es lassen sich vier Formen des instrumentellen Lernens bzw. der operanten Konditionierun unterscheiden:
1. positive Verstärkung (dem Verhalten folgt ein positives Ereignis);

2.negative Verstärkung (dem Verhalten folgt das Verschwinden eines aversiven - unangenehmen - Ereignisses);

3.Bestrafung: (dem Verhalten folgt ein unangenehmes Ereignis);

4.Löschung (dem Verhalten folgt weder ein angenehmes noch ein unangenehmes Ereignis). Instrumentelles Lernen ist motivationsabhängig. Die Konsequenzen eines Verhaltens führen nur dann zum Auf- oder Abbau dieses Verhaltens, wenn sie einem bestimmten Motiv entsprechen. Instrumentelles Lernen ist situationsabhängig


Praxisbeispiel operante Konditionierung:
P. gibt ständig an. Mit seinen Schulnoten, mit dem Auto seines Vaters, ...
Als es den anderen Schülern zuviel wird, ignorieren sie sein Verhalten. Da P. für sein Verhalten (das Angeben) nicht mehr belohnt wird (durch Aufmerksamkeit), unterlässt er es in Zukunft.
Er wurde operant konditioniert.

Operante Konditionierung nach Thorndike
E. L. Thorndike war fasziniert von der Darwin'schen Evolutionstheorie, die erklärt, auf welche Weise sich Lebewesen im Verlauf von Millionen Jahren den sich ständig verändernden Bedingungen angepasst haben.
Thorndike promovierte (1898) über die Intelligenz von Tieren. In seinen Experimenten, die etwa zur selben Zeit stattfanden wie die eines russischen Physiologen namens I. P. Pawlow, versuchte er einen Zusammenhang zwischen Lernen und der Darwin'schen Theorie zu finden. Demnach würden Tiere (es ging zunächst nur um Tiere) sich im Laufe der Zeit durch Lernen an ihre Umwelt anpassen, um besser mit - und in ihr - zu agieren.
1898 begann Edward Thorndike mit Katzen zu experimentieren. Er versuchte herauszufinden, wie sich Verhaltenskonsequenzen (also das Resultat auf eine Verhaltensweise) auf das Verhalten selbst auswirken:
Trial-and-Error (Lernen durch Versuch und Irrtum)
Verstärker differenziert nach der Wirkung
Positive Verstärkung
Definition: Bei der positive Verstärkung führt eine Verhaltensweise führt zur gewünschten positiven Konsequenz.
Beispiel für eine positive Verstärkung:
- jemanden anlächeln, der sofort zurück lächelt
- etwas bestellen, was ich sofort erhalte
- Herr N. fährt oftmals zu schnell. Trotz der permanent überhöhten Geschwindigkeit wird er weder von der Polizei angehalten, noch passiert ihm ein Unfall, was dazu führen wird, dass Herr N. weiterhin zu schnell fährt.
Unter positiver Verstärkung versteht man ein Verhalten, dass in einer bestimmten Situation wiederholt gezeigt wird, weil die bisherigen Reaktionen auf dieses Verhalten positive Konsequenzen brachten.
Dem Verhalten folgt ein positives Ereignis. Aus pädagogischer Sicht stellt die positive Verstärkung eine sinnvolle Methode dar, um über Belohnung und Erfolg die Häufigkeit des Auftretens eines Verhaltens zu erhöhen.
Negative Verstärkung
Definition 1: Bei der negativen Verstärkung führt eine Verhaltensweise dazu, dass eine unangenehme Konsequenz ausbleibt (Flucht).
Definition 2: Def.: Negative Verstärkung ist der Prozess, der dazu führt, dass ein Verhalten häufiger gezeigt wird, weil durch dieses unangenehme Konsequenzen verringert, vermieden oder beendet werden können.
Beispiele für negative Verstärkung:
- langsam fahren, um nicht 'geblitzt' zu werden
- Aufsetzten der Sonnenbrille, um nicht mehr geblendet zu werden
- Herr M. fährt sehr vorsichtig und langsam. Ihm passiert kein Unfall und er bekommt keine Probleme mit der Polizei, was er auch verhindern möchte. Herr M. wird weiterhin vorsichtig fahren, um evtl. negativen Konsequenzen vorzubeugen.
- A. hat sich angewöhnt, seiner Nervosität durch autogenes Training zu begegnen.
- B. hat die Erfahrung gemacht, dass sich seine Prüfungsangst vermindert, wenn er sehr viel lernt und mündliche Prüfungen in Rollenspielen vorher häufig trainiert.
Negative Verstärkung bedeutet ein Verhalten in einer bestimmten Situation wiederholt zu zeigen, weil unangenehme Konsequenzen in der Vergangenheit durch dieses Verhalten vermieden oder beseitigt werden konnten.
Dem Verhalten folgt das Ausbleiben eines unangenehmen (aversiven) Ereignisses, d.h. es kommt nicht nur zu keiner Strafe für das Verhalten - einer Strafe wird (durch Prophylaxe)
aus dem Weg gegangen.






ACHTUNG: BITTE VERWECHSELN SIE NIEMALS DEN "BEGRIFF NEGATVE VERSTÄRKUNG" MIT DEM BEGRIFF "BESTRAFUNG"
Unterschiedsdefinition 1: Der wesentliche Unterschied zwischen Strafe und negativer Verstärkung liegt im Zeitpunkt, zu der sie eingesetzt wird. Strafe folgt auf ein Verhalten, der unangenehme Reiz bei der negativen Verstärkung geht einem Verhalten voraus.
Unterschiedsdefinition 2: "das ist der Unterschied zwischen Strafe und negativer Verstärkung. Strafe kann der zu Strafende bei Anlauf der Strafe nicht mehr ändern, die passiert einfach. Negative Verstärkung ist Einfluss, der dann nachlässt, wenn das nicht erwünschte Verhalten eingestellt wird. "
Unterschiedsdefinion 3: Achtung: Negative Verstärkung darf nicht mit Bestrafung verwechselt werden, die die Auftretenshäufigkeit von Verhalten reduzieren (!) soll! Die Negative Verstärkung wird nicht deshalb als „negativ“ bezeichnet, weil etwas „Negatives“ (z. B. ein Stromstoß oder die Anwesenheit eines angstauslösenden Objekts) beendet wurde. Vielmehr leitet sich der Begriff von der gewissermaßen inversen Anwendung (etwas wird weggenommen) der Verstärkungsprozedur her.

Positive Bestrafung

Definition: Eine positive Verstärkung entsteht wenn eine Verhaltensweise zu einer unangenehmen Konsequenz führt.

Beispiel positive Bestrafung:
- G. rennt auf einem nassen Flur, fällt hin und verstaucht sich den Knöchel.
- H. spielt aus Langeweile mit einem Messer und fügt sich eine Schnittwunde zu
Erzieherische und therapeutische Anwendung der operanten Konditionierung
Operante Verfahren zielen auf die Veränderung des Symptoms mittels der Veränderung der Konsequenzen des Symptoms ab. Im Wesentlichen wird dabei der Abbau symptomatischen Verhaltens und Aufbau von alternativen Verhaltensweisen, die Stabilisierung dieser Verhaltensweisen und das Kontingenzmanagement unterschieden. Diese operanten Methoden können sowohl vom Therapeuten, vom Patienten (i.S. einer Selbstkontrolltherapie) oder über Mediatoren angewendet werden (z.B. durch Eltern im Rahmen eines Elterntrainings oder durch das Pflegepersonal im Rahmen eines Token Economy Programms bei chronisch schizophrenen Pat.). Entsprechend werden praktische Methoden des Shaping, Chaining, Prompting, Fading, der Kontingenzverträge und generell der positiven Verstärkung mittels sozialer und materieller Verstärker eingesetzt. Diese Methoden kommen bei der Therapie von Störungen des Sozialverhaltens bei Kinder und Jugendlichen, in der Paartherapie, beim Alkoholismus, bei Essstörungen, bei Verhaltensstörungen geistig Behinderter oder in der Schizophreniebehandlung zur Anwendung. Die Strategien der Selbstkontrolle haben sich aus den operanten Verfahren entwickelt und stellen streng genommen einen eigenen Bereich dar. Wesentliche Vorgehensweisen sind: Selbstbeobachtung, Stimulus- und Kontingenzkontrolle, häufig mittels Verhaltensverträgen zwischen Therapeut und Pat. Als weitere Methode wird die Selbstverstärkung bzw. –bestrafung angewandt. Häufig eingesetzt werden entsprechende Methoden bei Verhaltensexzessen, die durch einen Annäherungs-Vermeidungskonflikt bedingt werden. Der Annäherungs-Vermeidungskonflikt ist häufig mit kurzfristig positiven und langfristig negativen oder kurzfristig negativen und langfristig positiven Konsequenzen verbunden (z.B. Nikotinmissbrauch, Übergewicht oder Zahnarztängsten).
Arbeitsaufgabe:
8. Skizzieren Sie die Ausführungen zur operanten Konditionierung und gehen Sie dabei auf die wesentlichen Grundbegriffe definierend ein.
9. Erklären und erörtern Sie nun die Bedeutung der operanten Konditionierung für die Supervision. Wenden Sie dabei die Aspekte der "Erzieherischen und therapeutischen Anwendung der operanten Konditionierung" auf die Supervision an.

Sozial-kognitive Lerntheorie (Modelllernen)
Phasen und Prozesse des Modelllernens

Bandura unterteilt den Vorgang des Modelllernens in die Phase der Aneignung von Verhalten und in die Phase der Ausführung des Verhaltens. Jeder dieser beiden Phasen enthält zwei wichtige Teilprozesse. Bei der Aneignungsphase sind es die Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse. Bei der Ausführungsphase sind es die motorischen Reproduktionsprozesse und Motivations- und Verstärkungsprozesse. Bei den Aufmerksamkeitsprozessen wählt der Lernende die für ihn wichtigen Bestandteile aus der Vielzahl von Informationen aus und beobachtet sie exakt. Ob ein Modell viel oder wenig Aufmerksamkeit bekommt, hängt unter anderem ab von den Persönlichkeitsmerkmalen des Beobachters, von der Art der Beziehung zwischen Modell und Beobachter und von den Situationsbedingungen. Bei den Gedächtnisprozessen speichert der Beobachter das gesehene so lange ab, bis er sich einen Nutzen vom zeigen der erlernten Verhaltensweise verspricht. Bei den motorischen Reproduktionsprozessen bedarf es eines Umsetzens der gespeicherten in angemessene Handlungen und Verhaltensweisen, damit ein beobachtbares verhalten gezeigt werden kann. Hierbei werden aus einer Vielzahl, de im Gedächtnis gespeicherten Kodierungen, solche ausgewählt und organisiert, die für das beabsichtigte Verhalten relevant sind. Jedoch lassen sich diese kognitiven Vorstellungen nur selten gleich beim ersten Mal richtig umsetzen. Häufig muss der Betrachter seine motorischen Fähigkeiten erst üben, korrigieren und wiederholen, bis sich ein Erfolg einstellt.
Bei den Motivations- und Verstärkungsprozessen hängt es von seiner Motivation ab, ob ein Mensch ein bestimmtes Veralten überhaupt beachtet, um es zu lernen. Die Motivation einer Person, beeinflusst beim Modelllernen sowohl die Aneignungs- als auch die Ausführungsphase. Nur wer sich vom Beobachten und Durchführen einer Verhaltensweise einen Erfolg bzw. Vorteil verspricht oder einen Misserfolg bzw. Nachteil abzuwenden glaubt, wird entsprechende Aktivitäten entfalten. Motivation ist daher eng mit der Aussicht auf Bekräftigung verbunden.

Bedingungen, die die Aufmerksamkeit des Beobachters beim Modelllernen beeinflussen.

Die Aufmerksamkeit des Beobachters lässt sich z.B. durch die Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen. So begünstigen fehlendes Selbstvertrauen und geringe Selbstachtung die Aufmerksamkeit einem Modell gegenüber. Zudem wird die menschliche Wahrnehmung von einer Reihe von Faktoren gesteuert. Die Häufigkeit der Beobachtung wirkt sich auf den Beobachtenden aus, was zu den Beziehungen zwischen Modell und Beobachter gehört. Außerdem wird die Aufmerksamkeit des Beobachters hoch durch die gegebenen Situationsbedingungen ab. So wirkt sich die emotionale Befindlichkeit des Beobachters auf die Wahrnehmung aus. Befindet er sich in einem mittleren Erregungszustand, so beeinflusst dies seine Wahrnehmungsleistung positiv. Fühlen sie sich jedoch von einer Situation bedroht, haben sie Schwierigkeiten ihre Aufmerksamkeit auf wichtige Aspekte zu konzentrieren. Erzeugt das gesehene Verhalten Angst, so wenden sie sich sogar ab. Die Aufmerksamkeit wird zudem erhöht, wenn das Modell mit seinem Verhalten stark auffällt, wenn sich der Beobachter Vorteile von der Beobachtung verspricht oder wenn der Beobachter bereits nützliche Erfahrungen mit dem Modelllernen gemacht hat.

Bedeutung der Bekräftigung in der sozial- kognitiven Lerntheorie - verschiedene Arten von Bekräftigung

Für die sozial-kognitive Lerntheorie gilt der Grundsatz, dass die Konsequenzen von Handlungen wesentlich das Verhalten bestimmen. Bandura unterscheidet vier Arten solcher Konsequenzen, die entweder Beobachter oder Modell betreffen.

Vier Bekräftigungen nach Bandura
1. Externe Bekräftigung: Zum einen gibt es externe, dabei handelt es sich um einen Mensch, der die angenehmen Folgen einer Handlung erfährt oder vermeidet negative.
2.Stellvertredene Bekräftigung: Bei der stellvertretenden Bekräftigung geht es um Menschen die anderen Personen häufig beobachten, die für ein bestimmtes Verhalten Belohnung erhalten.
3. Direkte Selbstbekräftigung. Manchmal belohnen sich andere Menschen selbst nach erfolgreichem Handeln. Ein solcher Vorgang wird als direkte Selbstbekräftigung bezeichnet.
4. Stellvertretende Selbstbekräftigung: Eine stellvertretende Selbstbekräftigung liegt vor, wenn der Betrachter sieht, dass sich das Modell selbst für eineHandlung belohnt.

Entscheidend ist, dass nach Bandura Bekräftigung zwar das Lernen am Modell fördert und somit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das Verhalten angeeignet und ausgeführt wird, doch sind Bekräftigungen keine notwendigen Bedingungen für das Modelllernen. Modelllernen findet statt, wenn Bekräftigungseinflüsse fehlen.


Die Rolle der Motivation in der sozial-kognitiven Lerntheorie

Nach Bandura motivieren vor allem bestimmte Erwartungshaltungen einen Menschen, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Dabei ist die Motivation von den Ergebinserwartungen, den Kompetenzerwartungen und der Aussicht auf selbstbekräftigungen abhängig. Ergebniserwartungen werden jene Konsequenzen genannt, die sich eine Person vom Nachahmen einer Verhaltensweise verspricht. Unter Kompetenzerwartungen versteht man die von einem Beobachter vorgenommene subjektive Einschätzung eigener Fähigkeiten, die er zum Nachahmen eines Verhaltens benötigt.


Effekte durch Modelle

Nach Bandura können sowohl natürliche als auch symbolische Modelle eine Reihe von Effekten bewirken. Er unterscheidet vier Effekte: modellierender Effekt, hemmender Effekt, enthemmender Effekt, auslösender Effekt.

Vier Effekte nach der sozial-kognitiven Lerntheorie von Bandura

1. Beim modellierenden Effekt lernen Menschen neue, ihnen bisher nicht bekannte Verhaltensweisen sowie Einstellungen gegenüber Personen, Objekten und Sachverhalten, Vorurteile, Verhaltensvorschriften, Gefühle, Bedürfnisse.
2. + 3.Beim enthemmenden und beim hemmenden Effekt wird erlerntes Verhalten durch wahrgenommene Konsequenzen beeinflusst. Sehen Menschen, wie ein bestimmtes Verhalten anderer keine negative Folgen oder sogar Belohnung nach sich zieht, so kann das ihre bisherige Hemmschwelle, ein ähnliches Verhalten an den Tag zu legen, entscheidend herabsetzen.

4.Bei dem auslösendem Effekt veranlasst das Verhalten eines anderen Menschen, zum unmittelbaren Nachahmen des Modells.

Beim modellierenden Effekt lernen Menschen neue, ihnen bisher nicht bekannte Verhaltensweisen sowie Einstellungen gegenüber Personen, Objekten und Sachverhalten, Vorurteile, Verhaltensvorschriften, Gefühle, Bedürfnisse. Bei ent- und hemmender Effekt wird erlerntes Verhalten durch wahrgenommene Konsequenzen beeinflusst. Sehen Menschen, wie ein bestimmtes Verhalten anderer keine negative Folgen oder sogar Belohnung nach sich zieht, so kann das ihre bisherige Hemmschwelle, ein ähnliches Verhalten an den Tag zu legen, entscheidend herabsetzen. Bei dem auslösendem Effekt veranlasst das Verhalten eines anderen Menschen, zum unmittelbaren nachahmen des Modells.

Nach Bandura lassen sich zum Erlernen neuer Verhaltensweisen sowie zum Hemmen und Enthemmen von Handlung in Erziehung und Therapie nutzen. Die verschiedenen Modelleffekte in der Erziehung lassen sich zur Veränderung von Verhalten einsetzen. Es gibt verschieden Möglichkeiten des Modelllernens bei Kindern und Jugendlichen wie z.B. der Erzieher tritt als Modell auf, der Erzieher setzt andere Modelle ein.

Arbeitsaufgaben:
10. Stellen Sie Phasen und Prozesse des Modelllernens dar.
11. Beschreiben Sie die Bedingungen, welche die Aufmerksamkeit des Beobachters beim Modelllernen beeinflussen.
12. Stellen Sie sich die Bedeutung der Bekräftigung in der sozial- kognitiven Lerntheorie sowie verschiedene Arten von Bekräftigung dar.
13. Stellen Sie die unterschiedlichen Effekte von Modellen zeichnerisch dar.
14. Beschreiben Sie die Bedeutung der sozial- kognitiven Lerntheorie für die Erziehung, Therapie, Supervision

15. Beispiel für eine Arbeitsaufgabe mit Lösung: Stellen Sie die Bedeutung der sozial - kognitiven Theorie für die Erziehung in einem Lebensbereich (z. B: Familie, Kindergarten, Schule) dar. Gehen Sie dabei auch auf Probleme und Grenzen der Anwendung dieser Theorie
ein.

- Die Bedeutung der sozial - kognitiven Lerntheorie in der Erziehung wird von Albert Bandura in vier Leitpunkte unterteilt

- der Erzieher kann selbst als Modell auftreten,
- der Erzieher setzt andere, reale Modelle ein,
- der Erzieher bekräftigt die Modelle und die Lernenden, oder er bestraft
sie, der Erzieher arbeitet mit symbolischen Modellen.
(Hermann Hobmair: Pädagogik/Psychologie; Seite248)

Diese vier Leitpunkte können sowohl z.B. in Familien, Kindergärten, Schulen
als auch in Therapien angewandt werden, um neue Verhaltensweisen bei Kindern
und Jugendlichen aufzubauen und alte abzubauen. Bei diesem Lernprozess
spielt Modelllernen die größte Rolle.
Ich nehme nun ein Beispiel aus der Familie.
Das Modelllernen besteht aus Phasen und Prozessen die der Beobachter (in
diesem Fall das Kind) durchläuft.
Das Kind sucht sich in seinen ersten Lebensjahren meistens die Eltern als Modelle aus. Die Eltern sind für das Kind Menschen, die sympathisch, die Loben und Bestrafen können, die ein sehr hohes Ansehen genießen und die verschiedene Bedürfnisse des Kindes befriedigen, wie z. B. Nahrungsbereitstellung, Liebe, Aufmerksamkeit, Sicherheit, usw. Das Kind überprüft also zunächst die Persönlichkeitsmerkmale der Eltern mit seinen eigenen. Wie gesagt spielt dann noch die Beziehung zwischen Kind und Eltern und die gegebene Situationsbedingung eine große Rolle. Hat das Kind z.B. ein gestörtes Verhältnis zu seinen Eltern, weil es z.B. geschlagen wird, ist in
diesem Fall die Beziehung gestört. Da durch, dass das Kind Angst vor den Eltern hat ist auch die Situationsbedingung gestört und negativ. Diese Merkmale gehören zu der Aneignungsphase zu den Aufmerksamkeitsprozess warum überhaupt ein die Eltern für das Kind interessant sind, als Modelle.

Durch diese Eigenschaften der Eltern lernt das Kind z.B. durch sie das Fahrrad fahren. Es beobachtet sie beim Sprechen und wählt sich die für ihn wichtigsten Bestandteile raus und beobachtet diese dann exakt.
Nach dem exakten Beobachten werden die Verhaltensweisen in Form von bildlichen oder sprachlichen Symbolen im Gehirn so lange repräsentiert, bis das Kind sie selber gebrauchen kann. Diesen Teil bezeichnet man als Gedächtnisprozess.
Nun folgt die Ausführungsphase mit den motorischen Reproduktionsprozessen und den Motivations- und Verstärkerprozessen. Damit das Kind beispielsweise richtig Fahrrad fahren lernt muss es nicht nur beobachten sondern selber die Erfahrung im Praktischen machen und üben. Klar ist es das mehrere Stürze und Rückfälle erlebt. Deshalb muss man das Kind auch durch Loben und Belohnen motivieren und verstärken. Dieses könnte in Form von tollen Ausflügen in den Zoo oder so erfolgen. Es ist wichtig, dass das Kind eine Selbstbekräftigung in der Form des Lernerfolges erfährt. Fällt
das Kind z.B. beim Fahrrad fahren nur hin und tut sich weh, hat es nach einiger Zeit keine Lust mehr weiter fahren. Durch Stützräder wird dieses eingedämmt und das Kind
wird Schritt für Schritt Lernerfolge erfahren. Für das Kind ist es ein enthemmender Effekt sich auf das Fahrrad überhaupt raufzutrauen, da es den Erfolg der Eltern vor Augen hat. Sie können sich fortbewegen ohne zu stürzen. Die Eltern sollten ihr eigenes Modellverhalten jederzeit kritisch reflektieren. Sie sollten niemals das machen was das Kind auch nicht machen soll. Sie sind das Vorbild für das Kind und müssen auch dem entsprechend die Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen. Z.B. ist es absolut nicht gut,wenn die Eltern vor dem Kind rauchen, da es das auch nachahmen möchte, aber nicht versteht, dass Rauchen gefährlich für ihn ist, da "Mama und Papa" ja ebenfalls rauchen.
Abschließend ist noch zu sagen, dass die Bedeutung der sozial – kognitiven Lerntheorie in der Erziehung als sehr wichtig anzusehen ist. Ein Kind kann kaum zwischen richtig und falsch unterscheiden. Deshalb kann es auch gefährlich werden für ein Kind, wenn es seine Modelle nachahmt (Beispiel Rauchen, Alkohol.)
Man muss eine große Verantwortung übernehmen, wenn man als Modell ausgewählt
wird, ob man will oder nicht!
Lösungen zu den Aufgaben eins bis vier:

1. Mit welchem Tier hat Pawlow seinen berühmten Versuch zur klassischen Konditionierung gemacht?
a)Hund (r)
b)Ratte
c)Hamster
d)Katze
2. Welche Aussagen sind bzw. ist richtig?
a) Ein neutraler Stimulus (=NS) ist ein Reiz,
der keine spezifische Reaktion auslöst. (r)
b) Ein UCS löst eine natürliche (angeborene) Reaktion (=UCR) aus. (r)
c) a) Ein neutraler Stimulus (=NS) ist kein Reiz, der keine spezifische Reaktion auslöst.
d) Stimulus und Reiz sind identisch! (r)
3. Was bedeutet in der Theorie über die klassische Konditionierung das Kürzel CR ?

a) CR bedeutet Conditioned Reaktor
b) CR ist eine konditionierte Reaktion (r)
c) CR ist ein konditionierter Reflex (r)
d) CR ist die englische Abkürzung für "conditioned reaction / reflex" ((r)
e) CR ist eine Reaktion / Reflex auf einen konditionierten (=gelernten) Stimulus (CS).(R)


4. Was hat Pawlow entdeckt?
a) das Prinzip der operanten Konditionierung
b) das Prinzip der klassichen Konditionierung (r)
c) das Prinzip der operanten Konditionierung
b) das Prinzip des Lernens durch Einsicht