Aufgabe 1) Erstellen Sie ein Fallbeispiel in der Art, wie Sie es von verschiedenen Klausuren kennen. Beachten Sie folgende Formalien: Umfang (für Aufgabe 1) ca. 1,5 DIN-A4 -Seiten, TIMES NEW ROMAN, Schriftgröße 12.
Nummerieren Sie die Zeilen des Fallbeispiels. Beschreiben Sie einen schwierigen Sachverhalt in denen Dinge geschehen, die sich durch folgende EW-Unterrichtsthemen erklären lassen: Probleme im Kindergarten, Fehler des Erziehers im Heim, Autoaggressives Verhalten, schwere Verhaltensstörungen im Erwachsenenalter, Psychoanalytisch erklärbare Neurosen. Bauen Sie Dialoge ein, in denen gegen die Hilfsregeln der TZI und gegen die Therapeutenvariablen von Rogers gehandelt wird. In diesem Fallbeispiel dürfen die theorieerklärbaren Geschehnisse jedoch nicht mit den Fachbegriffen benannt werden. Dies geschieht erst in Aufgabe 2.
Erarbeitet von Annika Middeldorf.
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Aufgabe 2): Analysieren Sie nun – wie in einer Klausur- Ihr eigenes Fallbeispiel und benennen Sie unter Berücksichtigung der oben vorgegebenen Theorien und deren Grundannahmen die zentralen Probleme und belegen Sie Ihre Analyse mit den entsprechenden Textstellen (zum Beispiel: siehe Zeile ...)
2.1
Bei der Analyse des Fallbeispiels Walter Wacht gehe ich chronologisch vor und beginne bei Walters Problemen im Kindergarten. Schon als junges Kind zeigte Walter Verhaltensauffälligkeiten. Im Gegensatz zu anderen Kindern suchte er nicht den Kontakt mit Gleichaltrigen und zeigte sich gar ängstlich, wenn er angesprochen wurde.
2.2 Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud:
Die Psychoanalyse, eine Schule der Tiefenpsychologie, befasst sich nach ihrem Entwickler Sigmund Freud mit dem Unbewussten und den Trieben, die einen Mensch laut Freud steuern. Unter der klassischen Psychoanalyse, welche mehrmals wöchentlich über einige Jahre hinweg stattfindet, liegt der Patient (Analysand) auf der Couch und assoziiert frei, während der hinter ihm sitzende Analytiker mit der Haltung der gleichschwebenden Aufmerksamkeit zuhört.
2.2.1 Instanzenmodell
Das Instanzmodell der Psychoanalyse versteht die menschliche Psyche als in drei Instanzen untergliedert, welche teilweise interagieren und teilweise in Konflikte miteinander geraten können. Das ICH bezeichnet laut Psychoanalyse jene psychische Strukturinstanz, die mittels des selbstkritischen Denkens (Verstand und Vernunft) und mittels kritisch-rational gesicherter moralischer Prinzipien, Normen, Werte und Weltbild-Elementen realitätsgerecht vermittelt zwischen den Ansprüchen des ES, des ÜBER-ICH und der sozialen Umwelt mit dem Ziel, psychische und soziale Konflikte konstruktiv aufzulösen.
2.2.2 ICH-Schwäche
Eine ICH-Schwäche bezeichnet eine Unausgeglichenheit der drei Instanzen, das ICH, als Instanz des selbstkritischen Denkens ist zu schwach, um zwischen ÜBER-ICH und ES zu vermitteln. Freud verbindet die Ich-Schwäche mit dem Entstehen einer Neurose, d.h., die Bemühung der Psychoanalyse bestehen darin das Ich zu stärken, vom Über- Ich unabhängiger zu machen, das Wahrnehmungsfeld zu erweitern und die Organisation auszubauen um dann neue Stücke vom Es zu kultivieren.
Im Bezug auf das Fallbeispiel Walter Wacht ist zu beobachten, dass auch Walter eine Form der ICH-Schwäche aufweißt. Wie in Zeile 31 geschrieben, zeigt sich Walter sehr ängstlich, sobald andere Kinder ihn ansprechen und mit ihm Spielen wollen. Sein Rückzug und seine freiwillige Abgrenzung von den anderen Kindern lässt sich hier bereits aus Folge der emotionalen Ablehnung analysieren, die Walter zuhause erfährt. Die mangelnde emotionale Zuwendung begünstigt, laut der Psychoanalyse, eine Ich-Schwäche, woraus unangemessene und übertriebene Ängste auftreten können. Realistisch und rational gesehen, stellen spielwillige Kinder und offene Kindergärtner keine Gefahr dar. Für Walter jedoch glich jede Situation einem Angriff auf ihn.
2.2.3 Neurosen
Unter Neurosen versteht man eine Gruppe psychischer Störungen, die laut Psychoanalyse heilbar ist. Die Ursache der Neurose sah Freud in einer Störung der sexuellen Entwicklung in der frühen Kindheit eines Menschen. Die Fortwirkung des frühkindlichen Traumas im Erwachsenenalter bewirkt die Neurose. Die Symptome einer Neurose sind Ausdruck eines innerpsychischen, unbewussten Konflikts und als Kompromissbildung zwischen Wunsch und Abwehr zu verstehen. Als neurotisch ist dasjenige Verhalten zu beizeichnen, das aufgrund frühkindlicher Erfahrungen eingeschränkt und unfrei ist in dem Sinne, dass die Person in bestimmten Situationen nicht in der Lage ist, zu handeln, ohne intensive Angst zu erleben.
Bei Walter lässt sich dieser Abwehrmechanismus als Handlungsmuster einer Neurose hier im frühen Kindesalter jedoch nur erschwert feststellen. Denn kindlich, abhängig und unselbständig sein sind zwar auch Anzeichen einer Ich-Schwäche, für einen so jungen Mensch jedoch fast selbstverständlich. Dennoch ist den Eltern nicht nur die mangelnde emotionale Zuwendung als Fehlform der Erziehung vorzuwerfen, auch verstoßen sie gegen die Therapeutenvariabel und gegen die Hilfsregeln der TZI gleichermaßen.
2.3 Personenzentrierte Therapie:
Laut dem Menschenbild der personen- oder auch klientenorientierten Therapie nach Carl Rogers ist die Natur des Menschen im wesentlichen positiv, er strebt danach zu wachsen und sich zu einer gesunden und selbstbestimmten Persönlichkeit zu entwickeln. Mit der angeborenen Tendenz zur Selbstaktualisierung ist das Bestreben des Menschen gemeint, seine Entwicklungsmöglichkeiten zu entfalten und zu verwirklichen.
2.3.1 Therapeutenvariablen nach Carl Rogers:
Nach dem Humaninst Carl Rogers soll der Therapeut sich in die Erlebniswelt des Klienten einfühlen können - so besagt es die Empathie, die erste Therapeutenvariable. Unter Akzeptanz, der zweiten Therapeutenvariablen versteht Rogers die völlige Akzeptanz und positive Wertschätzung des Klienten und seiner Probleme ohne diese zu verurteilen. Unter der dritten Therapeutenvariabel, Kongruenz, versteht Rogers die Echtheit und Ehrlichkeit eines Therapeuten.
Der Verstoß gegen die Therapeutenvariablen wird an unserem Fallbeispiel besonders an dem Dialog in Zeile 36-37 deutlich. Walters Vater beschuldigt seinen Sohn, für viel Unheil in der Familie verantwortlich zu sein. Weder wird Walter von seinem Vater akzeptiert, noch erfährt er bedingungslose Wertschätzung oder Empathie.
2.4 Die Themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohn:
Laut der Themenzentrierten Interaktion (kurz TZI) nach Ruth Cohn enthält jede Gruppeninteraktion drei Faktoren, die man sich bildlich als Eckpunkte eines Dreiecks vorstellen könnte: 1. Das Ich, die Persönlichkeit; 2. Das Wir, die Gruppe; 3. Das Es, das Thema. Dieses Dreieck ist eingebettet in eine Kugel, dem Globe, die die Umgebung darstellt, in welcher sich die interaktionelle Gruppe trifft. Diese Umgebung besteht aus Zeit, Ort, und deren historischen, sozialen und teleologischen Gegebenheiten. Die TZI beruht auf der Einsicht, dass die Menschen zwar Tatsachen und Zusammenhänge mit dem Denken allein erfassen können, dass jedoch sinnvolles Lernen den ganzen Menschen als psychosomatisches- daher auch gefühlsbetontes und sinnliches - Wesen betrifft. Die gegebenen Regeln und Richtlinien versuchen, den ganzen Menschen, Gefühle und Gedanken, Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft miteinzubeziehen.
2.4.1 Hilfsregeln der TZI:
Die Hilfsregeln der Themenzentrierten Interaktion, kurz TZI, sollen die Interaktionen einer Gruppe, z.B. der Familie, günstig beeinflussen. Eine Hilfsregel besagt: "Sei authentisch und selektiv in deinen Kommunikationen. Mache dir bewusst, was du denkst und fühlst, und wähle, was du sagst und tust. " oder: "Wenn du etwas über das Benehmen oder die Charakteristik eines anderen Teilnehmers aussagst, sage auch, was es dir bedeutet, dass er so ist, wie er ist (d. h. wie du ihn siehst.) "
In dem Fallbeispiel Walter sind es die Eltern, die gegen die Therapeutenvariablen und gegen die Hilfsregeln der TZI verstoßen. "Du bist Schuld an dem ganzen Ärger, den wir jetzt haben." Damit zeigen sie ihrem Sohn Walter ohne Umschweife, dass sie ihn nicht nur nicht respektieren und achten, sondern ihn auch als Sündenbock für die Situation verantwortlich machen. Diese Form der Verallgemeinerung verstößt auch gegen die Hilfsregel der TZI „Halte dich mit Verallgemeinerungen zurück.“ Begründung: Verallgemeinernde Aussagen haben potenziell die Eigenschaft, den Gruppenprozess zu unterbrechen und auf eine kognitive Metaebene zu führen, die nichts mehr mit den Teilnehmern selbst zu tun hat.
Im Heim ist es schließlich der Heimarbeiter Herr Knorke, der sich weder der Therapeutenvariabel entsprechend verhält noch die TZI Hilfsregeln beachtet. Er fühlt sich Walter ganz klar überlegen. („Was fällt dir eigentlich ein, du kleiner Mistkerl“, Zeile 43-44) Herr Knorke überdenkt seine Aussagen nicht sondern spricht und handelt beinahe bewusst um Walter zu verletzen und erniedrigen. Auch Herr Knorkes Verhalten mag ein Grund sein, warum Walter schließlich auto-aggressives Verhalten an den Tag legt und sich selbst schneidet. (siehe Zeile 51-53)
2.5 Autoaggressives Verhalten:
Autoaggressives oder auch selbstverletzendes Verhalten beschreibt eine Reihe von Verhaltensweisen, bei denen sich betroffene Menschen absichtlich Wunden oder Schmerz zufügen. Bei selbstverletzendem Verhalten besteht in der Regel keine direkte Suizidabsicht, wenngleich betroffene Menschen häufig entsprechende Gedanken haben.
Menschen wie Walter, die sich selbst Schmerz zufügen sind unfähig mit starken Gefühlen umzugehen. So war das umgangssprachliche so genannte „Ritzen“ für Walter ein Ventil seine Wut über Herr Knorkes Verhalten raus zulassen. Für Walter ist das auto-aggressive Verhalten eine Hilfe sich von intensiven Gefühlseindrücken und Empfindungen zu befreien. Denn schon von seinen leiblichen Eltern hörte Walter oft, wie sinnlos und störend sein Dasein sei. Und auch der Heimleiter, Herr Wardt zeigt sich wenig verständnisvoll für Walters Situation und unterbricht ihn gar, als Walter versucht sich zu verteidigen. (Zeile 59) Zudem sagt Herr Wardt: „Ach Walter, jetzt fang doch nicht wieder so an!“ (ebenda) Für Herr Wardt scheint es klar zu sein, dass Walter, sobald er das Wort erhebt, nur lügt bzw. Blödsinn redet. Hier spricht man nicht von einer Stigmatisierung sondern von einer verallgemeinerten Form der Diskriminierung aufgrund von Vorurteilen. Aus Sicht der personenzentrierte Theorie erfährt Walter immer wieder Geringschätzung seitens seiner Erzieher.
2.3.2 negatives Selbstkonzept nach der personenzentrierten Theorie:
Das negative Selbstkonzept bezeichnet die negative Wahrnehmung und geringes Selbstwertgefühl der eigenen Person.
Missachtung, Kälte, Härte und Ablehnung gehören zu Walters Alltag, sodass er ein negatives Selbstkonzept und damit auch eine geringe Achtung vor sich selbst entwickelt. Im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung lässt sich so Walters Kontakthemmung erklären.
2.6 Selbst erfüllende Prophezeiung:
Die selbst erfüllende Prophezeiung oder auch "self-fulling prophecy", beschreibt den Vorgang des Annehmens einer Verhaltensweise, die von Außenstehenden immer wieder konstant prophezeit wird.
Im Laufe seiner Entwicklung glaubt Walter seinen Erziehern immer mehr, dass er kein kontaktfreudiger Mensch ist und lieber für sich bleibt. Er nimmt dieses Bild von sich an und wird schließlich zu diesem Menschen. Aus Sicht der Psychoanalyse lassen sich diese Kontakthemmungen aber auch als Form der ICH-Schwäche analysieren, denn Walter geht jeder sozialen Bindung aus dem Weg, aus Angst vor negativen Konfrontationen.
Als Herr Wardt Walter auf die Wunden am seinen Arm anspricht, rastet Walter förmlich aus vor Wut (siehe Zeile 61-63). Er schmeißt seinen Stuhl um und beschimpft den Heimleiter, eine Form von Aggressivität, die Walter bisher meist gegen sich selbst richtete. Doch nun fühlt er sich angegriffen. Er zeigt einen übertriebenen Einsatz von Abwehrmechanismen, eine zur psychoanalytisch erklärbaren Neurose zugehörigen Reaktion, die weiterhin auf die Fehlformen in Walters Erziehung zurückzuführen sind und durch die ICH-Schwäche bewirkt wurden. Abwehrmechanismen, im Grunde von jedem Menschen als zur Bewältigung von Lebensproblemen und Phänomenen eingesetzt, gehören im Grunde zum natürlichen Repertoire an Bewältigungsstrategien. In Walters Fall jedoch treten diese Abwehrmechanismen grundsätzlich realitätsleugnend und übermäßig oft auf. Dies ist auf seine psychische Entwicklung und die daraus entstehende Neurose zurückzuführen. Auch Walters Reaktion, als sich ein anderes Heimkind einen Stift von ihm ausleihen wollte bestätigt diese These. (Zeile 71-73) Die verzerrende Darstellung der Realität Walters betrifft auch sein Schulleben.
2.2.4 Realitätsverzerrung nach der Psychoanalyse
Laut der Psychoanalyse kann eine starke Verzerrung der Realität kann dazu führen, dass die Grundfunktion von Psyche zeitweise außer Kraft gesetzt wird, und Angst nicht mehr richtig verdaut wird. Eine krankhaft arbeitende Psyche wird nicht nur Verzerrungen der Realität aufrecht erhalten, sondern diese auch noch verstärken, so dass äußere Hilfe (Psychoanalyse) nötig wird, um Psyche zu ermöglichen, Angst wieder gesund verdauen zu können. Als Folge dieser Hilfe kann Verzerrung von Realität (die immer durch Angst ausgelöst wird) dann auch wieder schrittweise abgebaut werden.
Um chronologisch weiter Walters Verhalten zu analysieren gehe ich nun auf Walters 26. Lebensjahr ein. In diesem Jahr wurde er wegen versuchten Mordes an dem Arbeitskollegen seiner Freundin verhaftet. Der tätliche Angriff auf diesen Mann basierte auf Eifersucht.(Zeile 7-8) Da wir wissen, dass dieser Mann lediglich nur ein Arbeitskollege war ist zu vermuten, dass Walters Verzerrung und Verfälschung der Realität hier Grund seines Handelns war. Seine seelische Fehlentwicklung, der Neurose entsprechend, hat ihn nicht die gegebene Realität sehen lassen. Für Walter war dieser Mann nicht einfach ein Mann, mit dem seine Freundin rein beruflich zu tun hatte, sondern eine heimliche Affäre, deren Dasein die zwei bloß aus Schutz leugneten. Eifersucht ist in sofern auch als eine ICH-Schwäche deutbar, als das unverantwortliches Herrschafts- und Begierdehandeln eine Form des schwachen ICHs ist. Dies ist als schwere Verhaltensstörung im Erwachsenenalter zu werten, ebenso wie Walters Verhalten auf der Baustelle.
Auch hier griff er einen Mitarbeiter tätlich an, ebenso klaut er Geräte von der Baustelle. (siehe Zeilen 20) Aber auch Walters Chef ist hier besondere Aufmerksamkeit zu schenken. „Alles, an dem Walter beteiligt ist geht immer schief! Mit dem ist doch nichts mehr anzufangen! Der ist nicht mehr zu retten…“. (Zeile 21-22) Durch seine abwertende Verallgemeinerung („Alles, an dem…. Immer schief“) verstößt er gegen die Hilfsregeln der TZI die da lautet: Halte dich mit Verallgemeinerungen zurück. Zudem zeigt Walters Vorgesetzter in keinster Form die der Therapeutenvariablen entsprechende äußerste Wertschätzung.
2.7 Stigmatisierung:
Stigmatisierung meint die Zuschreibung einer oder mehrerer negativer Eigenschaften, die bei dem Betroffenen zur Diskriminierung führt. Ein Stigma bezeichnet ein Auffälligkeitsmerkmal als Ausdruck der Abwertung Einzelner oder Gruppen. Unter Stigmatisierung versteht man also die die Charakterisierung einer Person durch gesellschaftlich oder gruppenspezifisch negativ bewertete Merkmale.
Walter wird wohl von seinen Mitarbeitern und seinem Chef mit dem Stigma „Ex-Häftling“ verbunden und somit ausgegrenzt und als Niederes betrachtet. Seine Mitarbeiter sehen ihn nicht als neuen Kollegen an, sondern lediglich als einen Straftäter. Walter hat so keine Chance unbelastet und fair in seinen neuen Job einzusteigen.
Unser Fallbeispiel schließt mit einem letzten Ausbruch Walters, der erneut für schwere Verhaltensstörungen im Erwachsenenalter aufgrund einer psycho-analytisch erklärbaren Neurose steht. (Zeile 26-28)
Aufgabe 3): Entwickeln Sie ein eigenes pädagogisches Handlungskonzept, mit dem Sie als die pädagogische Fachkraft, die Sie in Ihrem selbst erstellten Fallbeispiel eingebaut haben, Verhältnisse verbessern.. Zeigen Sie dabei zentrale Ziele auf, veranschaulichen Sie realistische und konkrete Handlungsschritte. Verwenden Sie passende Grundannahmen der Psychoanalyse, TZI, Konditionierungstheorien, der Persönlichkeitstheorie nach Rogers, der Supervision, die Methoden der Sozialarbeit und der systemischen Familientherapie.
3.1
Bei meinem pädagogischen Handlungskonzept möchte ich mit der Behebung bzw. Verminderung der ICH-Schwäche Walters beginnen, die durch mangelnde emotionale Zuneigung des Elternhauses entstand und eine psycho-analytisch erklärbare Neurose zur Folge hat.
3.2.1 Handlungskonzept nach der Psychoanalyse:
Generell geht die Psychoanalyse davon aus, dass schwere, unverarbeitbare Erfahrungen in der Kindheit verdrängt werden müssen, weil die kindliche Persönlichkeit anderenfalls darunter zusammenbrechen würde. Kein Kind kann zum Beispiel längere Zeit ertragen, von Elternteilen nicht geliebt oder gar teilweise gehasst zu werden. Die Psychoanalyse verspricht sich Heilung von der Bewusstmachung des Verdrängten. Teilweise heilt die Psychoanalyse auch dadurch, dass neue korrigierende Erfahrungen gemacht werden, zum Beispiel, in dem in der Analyse zum ersten Mal die Erfahrung einer konstanten und haltgebenden zwischenmenschlichen Beziehung gemacht wird. Diese Erfahrung soll Walter nun gegeben werden, um seine ICH-Schwäche zu überwinden.
Eine ICH-Schwäche bezeichnet das Unvermögen des ICH sich den in Krisen und Konflikten ausgelösten Angst-, Schuld-, Scham- oder Minderwertigkeitsgefühlen zu stellen, so dass Konflikte verdrängt werden. Eine Persönlichkeit wie Walter mit einer ICH-Schwäche reagiert mit Abwehr auf Krisen und Konflikte. Beispiele für diese Abwehr sind etwa Ausweichen aus sozialen Beziehungen oder Situationen, die konfliktreich sein könnten. Auch Walter geht dieser Art sozialer Beziehungen aus dem Weg, das bereits schon im Kindergarten und auch im Heim ist er nicht willig, Freundschaften aufzubauen. Ziel ist es nun also, eine ICH-Stärke aufzubauen. Die Ichstärke entsteht erst zureichend stark dadurch, dass man Lebensprobleme und Schuldkonflikte löst. Mit jeder konstruktiven Lösung von Sozialkonflikten (wie Ungerechtigkeit, Feindschaft...) und Individualkonflikten (wie Hass, Neid, Angst-, Schuld-, Scham- und Mindergefühle) wächst in einem das Vermögen der Ich-Stärke. Wir wollen also Walters ICH funktionsfähig machen sich gegenüber den Ansprüchen und Gefahren der Außenwelt zu behaupten und die dafür ursächlichen zusammenhängende Menge der Normen, Werte, Lebenseinstellungen und weltanschauliche Vorstellungen zu richten. Walter muss also Üben und Lernen Konflikte konstruktiv zu lösen, sodass sich durch das Einüben zu einem festen, menschlichen Handlungsmuster entwickelt.
Im Fallbeispiel Walter sollte der Therapeut, den Walter nun in regelmäßigen Abständen trifft, ihn mit Konfliktsituationen konfrontieren. Das kann in einem einfachen Gespräch, ähnlich dem hypothetischen Fragen der systemischen Familientherapie, getan werden.
3.2.2 Das Setting der Psychoanalyse:
Das Setting der Psychoanalyse findet im Liegen statt, wobei der Analytiker außerhalb des Blickfeldes seines Analysanden sitzt. Der Grundgedanke der Psychoanalyse ist, dass der Therapeut als Persönlichkeit möglichst im Hintergrund bleibt, quasi eine weiße Wand, auf die der Patient alle seine frühen Beziehungspersonen, wie Vater, Mutter und Geschwister projizieren kann. So kann der Therapeut Fragen: „Angenommen Walter, du bist jetzt grade auf der Baustelle. Dein Chef kommt zu dir und sagt dir, dass du dein Geld nicht wert bist und als Bauarbeiter nichts taugt. Wie reagierst du?“ Dieser Vorgang wird in der Psychoanalyse Setting genannt. Die Projizierung einer anderen Person auf den Therapeuten nennt man Übertragung, wobei zwischen negativer und positiver Übertragung unterschieden wird.
Gemeinsam muss Walter nun mit dem Therapeuten eine konstruktive Lösung für diesen angehenden Konflikt finden. In der Realität würde Walter nun vermutlich losbrüllen und vielleicht sogar seinen Chef körperlich angreifen. Richtigerweise soll Walter nun lernen, seine Aggressionen zu kontrollieren und schließlich gemäß der TZI-Hilfsregeln und der Therapeutenvariablen mit seinen Mitmenschen, in diesem Fall mit dem Chef, umzugehen. Auch ein improvisiertes Streitgespräch zwischen dem Therapeuten und Walter sollte helfen Walters ICH durch konstruktive Lösungen zu stärken. Ist Walter dann in den improvisierten Gesprächen und beim hypothetischen Fragen soweit, Konflikte zu lösen, kann der Therapeut nun mit Walter reale Gesprächspartner aufsuchen. Das heißt, der Therapeut begleitet Walter –zum Beispiel- auf die Baustelle und beobachtet Walter zunächst im Dialog mit seinen Kollegen und dem Chef. Sollte es zu einem Konflikt kommen, kann der Therapeut einschreiten. Sobald sich Erfolge zeigen, Walter also einen Konflikt gelöst hat, steigt Walters ICH-Stärke. So kann seine ICH-Schwäche letztlich beseitigt werden.
3.3.1 Aktives Zuhören nach Thomas Gordon:
Den inneren Zustand des Gesprächspartners, seine Bedürfnisse, Gefühle, Empfindungen und Gedanken können wir nur indirekt erfahren: er wird vom Gesprächspartner verschlüsselt, er teilt sich dem Berater über die sprachlichen und nicht-sprachlichen Äußerungen (Körpersprache) mit. Will der Berater an der Erlebniswelt des Gesprächspartners teilhaben, so muß er dessen Botschaften entschlüsseln. Das aktive Zuhören ist eine Sprache der Annahme. Aktives Zuhören hilft dem Gesprächspartner bei der Klärung und Verarbeitung eigener Empfindungen. Er wird eigene negative Empfindungen weniger fürchten, wenn er erfährt, daß der Berater sie ebenfalls akzeptiert. Aktives Zuhören verbessert und vertieft die Beziehung zwischen Berater und Gesprächspartner durch das Gefühl: "Der Berater versteht mich, ich kann ihm vertrauen", es schafft die Basis für Mitteilung eigener Gedanken, Ideen, Wünsche, für indirekte Einflußmöglichkeiten des Beraters.
Das Aktive Zuhören ist auch bei Walters Therapie von unbedingter Dringlichkeit und muss von dem Berater bzw. Therapeuten ausgeführt werden.
3.3.2 Türöffner nach Thomas Gordon:
Als Türöffner bezeichnet man offene Fragen, zB. „Möchtest du mehr darüber erzählen?“. Die Türöffner zählen zu den Methoden der Gesprächsführung nach der Kommunikationstheorie von Thomas Gordon. Besonders am Anfang eines Gesprächs ist es wichtig den ratsuchenden Menschen zu ermutigen von seinen Problemen frei zu berichten. Die Türöffner, meist kurze, verbale Bekräftigungen, sollen den Klienten auffordern, mehr zu erzählen.
Walters Therapeut könnte also Walter mit einfachen Fragen dazu bringen, mehr über seine Probleme und seine Gefühlswelt zu berichten.
Walters übertriebene Angstgefühle sowie de Realitätsverzerrung basieren laut Psychoanalyse auf der ICH-Schwäche. Wurde diese wie eben beschrieben erfolgreich überwunden, kann das ICH wieder im Gleichgewicht mit dem ÜBER-ICH und dem ES funktionieren. Ist wieder ein Gleichgewicht hergestellt, verschwinden Angstgefühle und Realitätsverzerrung gleichermaßen. Somit ist klar, dass man hier „an der Wurzel“, nämlich der ICH-Schwäche abreiten muss, und eine Konzentration auf Walters Angstgefühle somit sozusagen überflüssig ist, weil diese mit der ICH-Stärke wieder verschwinden.
Besonders wichtig ist hier, dass Walter mit dem Therapeuten auf einer Vertrauensbasis arbeiten kann. Freud hat eine so genannte Grundregel aufgestellt, die dem Patienten zu Beginn der Behandlung mitgeteilt werden soll, nämlich, dass er alles, was ihm in den Stunden einfällt, mitteilen soll, auch wenn er es für bedeutungslos hält oder sich seiner Gedanken schämt. Er solle seine Gedanken nicht hemmen, sondern ihnen freien Lauf in jedwede Richtung lassen, was Freud das freie Assoziieren nannte. Freud nahm an, dass sich in dieser Form verkleidetes, unbewusstes Material äußere, und man es so für die Behandlung nutzbar machen könne. Da unbewusste Inhalte zunächst einmal als bedrohlich, peinlich oder schmerzhaft empfunden werden, setzt das Unbewusste des Patienten dem Aufdecken dieser Inhalte einen Widerstand entgegen, ein weiterer wichtiger Begriff in der Psychoanalyse. Für eigentlich selbstverständlich ist es, dass sich der Therapeut den Hilfsregeln der TZI und der Therapeutenvariabel entsprechend verhält. An dem Fallbeispiel mussten wir jedoch feststellen, dass Herr Knorke, ein ausgebildeter Erzieher, sich nicht an diese elementaren Grundsätze hält.
Ein meiner Meinung nach großes Problem stellt auch das Arbeitsklima, das Verhältnis zwischen den Bauarbeitern und seinem Chef Herr Sehnse dar.
3.4.1 Supervision:
Supervision ist eine Beratungsform, welche die Qualität beruflicher Arbeit sichern und verbessern soll. Eine aktuelle Definition von Supervision lautet wie folgt: "Supervision ist Interaktion, deren Aktoren die Rollen „Supervisor“, „Supervisand“ und „Auftraggeber“ spielen. So soll das Verhalten der Arbeitnehmer reflektiert und die Dynamik und Zusammenarbeit der Gruppe verbessert werden.
Auch in Walters Arbeitsumfeld bietet sich eine Supervision an. ,,Supervision soll durch Anstoßen, Organisieren und Moderieren dazu beitragen, dass sich Arbeitsvorgänge verbessern, indem mehr Wissen, Professionalität und Reflexion (= Überdenken) darin vorkommen. Dabei sollen auch soziale und situative Probleme gelöst werden, die den Arbeitsvorgang erschweren und belasten." Für Walters Situation eignet sich eine non-directive Supervision gut, besonders ein Rollenspiel. Hier könnten zwei Mitarbeiter einen Dialog bzw. ein Streitgespräch zwischen Walter und Herr Sehnse nachspielen, sodass beide einmal als Außenstehende die Situation sehen. Im besten Fall sind beide von dieser Konfrontation so ‚geschockt’, dass sie ihr Verhalten auf Dauer ändern. Herr Sehnse würde durch diese Reflektion seines Verhaltens erkennen, wie respektlos er mit Walter umgeht. Auf der anderen Seite würde Walter sehen, wie schnell er aus der Ruhe zu bringen ist. Ziel der hier angewandten verhaltenstherapeutisch orientierten Supervision ist es sich mehr auf die vom Supervisanden eingesetzten Techniken zur Bearbeitung der Problematik des Beratenden/Patienten zu konzentrieren. Mit dem Ziel, entweder Schwierigkeiten aufzuheben oder eine schnellere Verhaltensänderung herbeizuführen. So lässt sich im besten Fall ein besseres Arbeitsverhältnis zwischen Walter, seinen Kollegen und dem Chef erreichen.
3.3.3 Ich-Botschaften nach Thomas Gordon:
Laut Thomas Gordon sollte stets per „ich“ und nicht per „man“ oder „du“ gesprochen werden. Ich-Botschaften verzichten auf Verschlüsselungen. Das Konzept der Ich-Botschaften vermeidet sowohl das automatische Reagieren und damit das unerwünschte Verstärken der falschen Ziele, als auch die Unterdrückung der Gefühlswelt.
Auch Walter, sowie Walters Umfeld sollte sich dem Prinzip der Ich-Botschaften annehmen und per „ich“ und nicht per „man“ oder „du“ sprechen. So würde eine Botschaft nicht als Bewertung seiner Selbst entschlüsselt, sondern als einfache Tatsache. Walters Chef könnte beispielsweise sagen: „Ich mache mir Sorgen um deine Zukunft in meinem Betrieb“, anstelle von der Du-Botschaft: „Du bist nicht mehr zu retten.“ (Zeile 22)
Die Stigmatisierung, unter der Walter als Ex-Häftling leidet, ist ebenso entgegenzuwirken. Auch hier ist es Walters Chef Herr Sehnse, der ihm immer wieder mit Vorurteilen und Diskriminierung begegnet. Um Vorurteile zu überwinden und aus dem Teufelskreis der Stigmatisierung auszubrechen gilt es, sich von vorherrschenden Klischees und benannten Vorurteilen zu trennen. Vorteile entstehen dadurch, dass eine geringe Anzahl Erfahrungen auf einen Allgemeinfall übertragen werden. Walters Chef geht also generell davon aus, dass Leute, die einmal im Gefängnis waren, nutzlos und eine Problemquelle sind. Um ihm sein Vorurteil zu nehmen muss man ihm ein Gegenteil aufzeigen, ihm also Leute nahe bringen, die trotz Gefängnisaufenthalt durchaus produktive, gute Menschen sind.
Walter selbst hat im Alltag oft mit Eifersucht zu kämpfen. Er bedrohte sogar den Arbeitskollegen seiner damaligen Freundin, wobei es schon erstaunlich ist, dass Walter sich auf eine emotionale Bindung einließ. Diese bestand anscheinend in erster Linie aus Kontrolle und Streitereien. Walter Eifersucht versuchen wir nun mit der operanten Konditionierung, die den Handlungsformen der sozialpädagogischen Arbeit angehört, zu beseitigen.
3.4.1 Handlungskonzept nach der operanten Konditionierung:
Anders als bei der klassischen Konditionierung wird hier die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens aufgrund positiver Konsequenzen erhöht, weshalb die operante Konditionierung auch unter dem Begriff „Lernen durch Verstärkung“ bekannt ist.
Dies ist möglich, in dem der Therapeut zunächst darbietet, welch unangenehme Konsequenzen Walters Verhalten mit sich bringt. Dabei kann sich darauf berufen, dass Walter immerhin zwei Jahre im Gefängnis saß, weil er aus Eifersucht versuchte zu morden. Eine Wegnahme der Bedingungen, die für die Aufrechterhaltung des unerwünschten Verhaltens sorgen ist hier leider nicht möglich. Diese „Bedingung“ wäre nämlich eine Freundin bzw. eine Person die Walter sehr schätzt und für die er etwas empfindet. Somit wenden wir hier erneut das hypothetische Fragen an, um Walter in eine Situation versetzen, in der er Eifersucht erfährt: „Stell dir vor, ich gehe heute Abend mit deiner Freundin aus. Deine Freundin sagt dir, es wäre geschäftlich aber du entdeckst uns in einem Tanzlokal, wie reagierst du?“ Walter projiziert nun wieder die Rolle des Arbeitskollegen auf seinen Therapeuten. Dieser erklärt Walter, dass er die unangenehmen Konsequenzen (den Verlust der Freundin durch Eifersucht bzw. durch den tätlichen Angriff) umgehen kann. Verhält sich Walter ruhig und sagt so seiner Freundin etwa: „Mich überrascht es dich hier zu sehen, ich bin ein bisschen verwirrt. Wie kommt es, dass ihr hier seid?“ anstatt gleich loszubrüllen und um sich zuschlagen, stehen ihm positive Konsequenzen zur Aussicht: Die weitere Beziehung zur Freundin, die Klärung eines Missverständnisses. Der positive Verstärker ist hier also die Liebe, die Walter erfährt wenn er das gewünschte Verhalten (die effektive Kompromisslösung) zeigt. Aber auch dieser Prozess muss immer wieder geübt werden, bis er zu alltäglichen Handlungsformen Walters gehört.
3.5.1 Antiaggressionstraining:
Als letzte Störung ist Walters Neigung zur Gewalt zu beheben. Nach einiger Internetrecherche würde ich als Therapeut Walter wohl zu einem Antiaggressionstraining schicken. Die Organisation AAT (Anti-Aggressions-Training) in Ulm äußert sich dazu folgendermaßen: „Das Konzept des AAT© orientiert sich an dem von Prof. Dr. Weidner und Dr. Heilemann in der Justizvollzugsanstalt Hameln entwickelten Modellprojekt zur Behandlung gewalttätiger Wiederholungstäter. Dem AAT©liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Gewalttätern mit den traditionellen Methoden der Sozialarbeit nicht wirksam geholfen werden kann. Im Gegensatz zur "Verständnispädagogik" handelt es sich beim AAT© um eine sehr konfrontative Methode, die Gewalttätern entschieden entgegentritt. Diese interpretieren Freundlichkeit und Milde oft als Schwäche.“ So kann Walter hoffentlich geholfen werden, seine Aggressionen besser in den Griff zu bekommen.
3.3.4 Entscheidungsfindung nach Thomas Gordon
Laut der Entscheidungsfindung von Thomas Gordon, die der Lehrer-Schüler Konferenz entspringt, sollte eine Entscheidung nicht in einer Abstimmung getroffen werden, sondern Frage gestellt wie etwa: Was wäre, wenn wir uns für diese Lösung entscheiden? Könnt ihr euch das vorstellen? Anschließend wird ein gemeinsamer Konsens gesucht: Wir haben uns auf diese Lösung geeinigt. Ist jemand nicht einverstanden? Wurde eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung gefunden, wird diese schriftlich festgehalten. So ist der Lösungsvorschlag für alle Beteiligten immer wieder nachvollziehbar und das einhalten hilfreicher Regeln wird so vereinfacht.
In Walters Fall wäre die Entscheidungsfindung nach Thomas Gordon an seinem Arbeitsplatz von großer Hilfe. Gemeinsam mit seinen Arbeitskollegen und seinem Vorgesetzten könnte Walter einen Weg suchen, das Leben am Arbeitsplatz zu verbessern. Eine mögliche Lösung, um Walter von dem Verdacht des Diebstahls zu befreien, wäre unter Einverständnis aller einen Geräteraum einzurichten, in dem alle für den Bau benötigten Geräte sicher verschlossen sind. So kann kontrolliert werden, welcher Mitarbeit zu welchem Zeitpunkt ein Gerät gebraucht und Walters Verdacht auf Diebstahl kann sich entweder in Luft auflösen oder sich bestätigen. Auch hier ist es wichtig, die Lösung schriftlich festzuhalten.
3.3.5 Beurteilung des Erfolgs nach Thomas Gordon:
Die Beurteilung des Erfolgs nach Thomas Gordon gehört, wie die Entscheidungsfindung, zur Lehrer-Schüler Konferenz. Hier wird zunächst gecheckt, ob das Problem, welches es zu lösen galt, noch besteht. Ist dies der Fall, und eine zuvor vorgeschlagene Lösung blieb erfolglos, ist ein erneutes Gespräch mit allen Beteiligten nötig.
In unserem Fallbeispiel vom Bauarbeiter Walter Wacht ist diese Beurteilung des Erfolgs nach einer Entscheidungsfindung ein wichtiger Teil um ein Problem erfolgreich zu lösen. Gesetz dem Fall, die Einrichtung eines Geräteraums für die Arbeitsgeräte führte nur zu mehr Problemen und nicht zur dazu, dass Walter von den Verdacht des Diebstahls befreit wurde, müssten sich die Arbeitskollegen erneut zu einer Entscheidungsfindung zusammensetzen. Unter Umständen kann es einige Anläufe brauchen, eine geeignete Lösung zu finden und diese auch erfolgreich umzusetzen. Wichtig dabei ist aber stets, dass alle Beteiligten mit der Lösung und ihrer Umsetzung einverstanden sind.
Wie wir nun anhand des Handlungskonzepts erkennen können, braucht es mehr als nur Walter selbst zu therapieren um aus Walter einen ausgeglichenen, glücklichen Menschen zu machen. Auch Walters berufliches und privates Umfeld muss in die Therapie eingebunden werden. Außerdem muss Walter auch seine Vergangenheit aufarbeiten, um aktiv in der Gegenwart leben zu können. Bei Einhaltung der im Handlungskonzept empfohlenen Handlungsschritte und Therapieformen, sollte sehr bald eine Besserung in Walters Leben bemerkbar sein.