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Aufgabe 1) Fallbeispiel: „Frau Boriszyk“ von Katrin Messer

1.1. In dem folgenden Fallbeispiel geht es um den Therapeuten Herrn Stark, der in einer Therapiestunde seiner Klientin bei ihren Problemen hilft. Die Klientin ist eine bosnische Kriegsflüchtlingsfrau namens Irina Boriszyk, die mit ihrem 8 jährigen Kind Sandra und ihren beiden Brüdern vor einem halben Jahr nach Deutschland gekommen ist. Da sie in Bosnien die Möglichkeit hatte ein wenig Deutsch zu lernen, kann sich Herr Stark ohne große Probleme mit seiner Klientin unterhalten.

Therapeut: Guten Tag  Frau Boriszyk, mein Name ist Stark. Was kann ich für Sie tun, oder viel mehr, was ist Ihr Anliegen?

Klientin: Ach, seit ich mit meinen beiden Brüdern und meiner Tochter nach Deutschland gezogen bin ist alles anders, ich finde keinen Arbeitsplatz, obwohl ich doch eine so gute Ausbildung als Kassiererin habe und jede Menge Erfahrung. Ich habe immerhin schon ganze 2 Jahre als Kassiererin gearbeitet. Ich verstehe das einfach nicht, es macht mich so unglücklich und unausgeglichen. Können Sie das verstehen?

Therapeut: Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie in solch einer Situation unglücklich sind. Sie sagen also, dass Sie eine sehr gute Ausbildung als Kassiererin haben und schon 2 Jahre Berufserfahrung?

Klientin: Ja, aber langsam denke ich, dass so eine Ausbildung zwar in Bosnien hoch angesehen ist, aber nicht in Deutschland. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass ich wenn ich hierher komme sofort einen Arbeitsplatz finde und meine Ausbildung als besonders gut angesehen wird. Vielleicht versuche ich es dann mal mit dem Arbeitsplatz der mir angeboten wurde, den ich aber für zu billig empfand.

Therapeut: Schauen Sie sich diesen Arbeitsplatz doch erst einmal an und entschieden Sie dann, ob es immer noch als unwürdig erscheint. Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie mit Ihren beiden Brüdern  und ihrer Tochter nach Deutschland gekommen sind…

Klientin: Ach  Gott, sprechen Sie mich nicht darauf an, da gibt es nur Ärger.

Therapeut: Wieso gibt es denn nur Ärger?

Klientin: Wir leben schon seit Monaten zu viert in einer Zwei-Zimmer Wohnung und meine Brüder nehmen mich einfach nicht ernst, sie schaffen es nicht mir beim Haushalt zu helfen und einen Arbeitsplatz finden die beiden auch nicht. Faules Pack, jetzt sind sie schon mit der Schule fertig und es passiert immer noch nichts. Sie finden einfach keine Möglichkeit zu arbeiten.

Therapeut: Wie alt sind denn Ihre beiden Brüder, wenn Sie sagen, dass sie noch nicht lange mit der Schule fertig sind?

Klientin: Ach, einer meiner Brüder ist 16 Jahre und der andere ist 18 Jahre alt.

Therapeut: Wie war denn Ihr Eindruck, als Sie noch in Bosnien gelebt haben, waren Ihre Brüder Ihrer Meinung nach auch schon so faul wie jetzt? Wie würden Sie das Verhältnis beschreiben, wenn Sie damals und heute miteinander vergleichen?

Klientin: Das ist schwer zu sagen, aber eigentlich war alles anders, allein schon aus dem Grund, dass sie noch zur Schule gegangen sind. Unser Verhältnis war besser, ich hatte nicht immer das Gefühl, dass sie nur zu Hause sind und nichts tun. Und später dann kam der Bürgerkrieg und wir wurden alle aus unserem Leben gerissen, meine Brüder waren gerade fertig mit der Schule und Sandra im ersten Schuljahr. Schrecklich, wenn ich daran zurück denke….

Therapeut: Was wäre, wenn Ihre Brüder Morgen beide einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz hätten?

Klientin: Oh, das wäre toll, wenn ich jetzt einfach mal so darüber nach denke, ich würde wieder glücklicher sein und auch finanziell bräuchten wir keine Unterstützung mehr. Wenn ich so recht überlege, unmöglich ist es ja nicht, dass zu mindest einer, wenn nicht sogar beide meine Brüder einen Arbeitsplatz finden.

Therapeut: Vielleicht hilft ihren Brüdern auch schon ein Besuch im Berufsberatungszentrum, da können sich ihre Brüder informieren was für einen Beruf sie gerne erlernen wollen und außerdem gibt es dort auch sicherlich Adressen von Betrieben, die noch Auszubildende suchen.

Sie hatten gerade gesagt, dass ihre Brüder Sie nicht für voll nehmen. Ist das so?

Klientin: Ja, das ist wahr, es funktioniert nichts in unserem gemeinsamen Leben ich denke das sie so faul sind, spielt auch eine große Rolle. Ich mache sowieso die ganze Arbeit.

Therapeut: Ich denke, Sie sollten ihre Brüder nicht wie in einer Hierarchie unter sich stellen. Für ihr gemeinsames Zusammenleben ist jeder gleich wichtig. Sie sollten versuchen sich mehr ihren Problemen zu zuwenden und sich nicht abzuwenden, es ist wichtig, dass diese zuerst beseitigt werden. Ich denke, dass wenn sie mehr auf die Bedürfnis und Wünsche ihrer Brüder eingehen und ihnen Respekt gebühren, sich ihr Verhältnis zueinander wieder normalisiert. Versuchen Sie sich mit ihren Brüdern und dem Problem zu beschäftigen, aber sagen Sie dennoch klar was Sie wollen und wie Sie sich fühlen. Nehmen Sie sich ruhig Zeit, das gehört zu einer guten Kommunikation.

Klientin: Wenn sie das sagen, aber vielleicht haben sie ja Recht und ich muss die Fehler auch bei mir suchen. Bis zur nächste Therapiestunde werde ich es ausprobiert haben.

Therapeut schweigt für kurze Zeit.

Klientin: Aber da wäre noch etwas, ich habe Probleme mit meiner 8 jährigen Tochter Sandra. Sie sagt, dass sie Angst hat in die Schule zu gehen, aber einen richtigen Grund kann sie mir nicht dafür nennen.

Therapeut: Sie sagen also Ihre Tochter leidet unter Schulangst, können Sie sich irgendetwas als Grund dafür vorstellen?

Klientin: Nein, ich habe sie immer sehr offen erzogen, sie darf alles, was ich nicht durfte in meiner Kindheit. So lange aufbleiben wie sich möchte, Süßigkeiten an Stelle des Abendessens zu sich nehmen und auch sonst habe ich meinen kleinen Schatz noch nie bestraft. Sandra soll es einfach nur gut haben. Dass ich meine Kleine offen erzogen habe, heißt aber nicht, dass ich nicht auf sie aufpasse oder sie vernachlässige. Ich bringe sie jeden Tag zur Schule, hole sie ab und bring sie auch zu dem Deutschkurs, den sie täglich besucht. Selbst wenn sie eine Freundin bei sich zum Spielen hat, bin ich immer mit den beiden in einem Raum und passe auf, die Kinder sind ja noch so klein.

Therapeut: Gibt es vielleicht zu hohen Anforderungen die, Sie an ihre Tochter stellen, mit der Sie Möglicherweise nicht zu Recht kommt? Möchten Sie darüber sprechen?

Klientin: Ja schon, denn ich denke nicht das ich irgendetwas falsch mache, ich will lediglich das Beste für sie. Wir lernen jeden Tag zusammen für die Schule mindestens 2 Stunden und dann natürlich auch für den Deutschkurs, der vom Arbeitsamt bezahlt wird. Ich habe den Eindruck, dass es ihr Freude macht so viel zu lernen. Schließlich will ich, dass sie eine gute Schülerin wird und gute Noten mit nach Hause bringt. Aus ihr soll etwas werden, sie soll studieren und in ihrem Leben nicht auf das Geld anderer Leute angewiesen sein, so wie ich. Darüber habe ich schon oft mit meiner Tochter geredet, gerade im Moment, wo ich so verzweifelt nach einer Möglichkeit suche arbeiten zu gehen.

Therapeut: Sie wollen also, dass ihre Tochter später erfolgreich ist und ein gutes Leben führen kann. Sandra übt mit Ihnen mehr als drei Stunden am Tag dafür und sie bringen es ihr immer wieder nah wie wichtig es für sie ist, dass sie eine gute Schülerin ist.

Klientin: Ja, das ist richtig und jetzt erzählt sie mir etwas davon, dass sie Angst hat in die Schule zu gehen. Das verstehe ich einfach nicht.

Therapeut: Kann es sein, das ihre Tochter Angst vor Ihren Anforderungen an ihre schulischen Leistungen hat und deshalb auch Angst hat zur Schule zu gehen?

Klientin: Das kann sein. Das ist mir jetzt sehr peinlich. Und sie meinen, meine kleine Tochter hält dem ganzen Druck nicht mehr Stand? Was bin ich nur für eine Mutter!

Therapeut: Es ist so, das Kinder, wenn ihnen zu hohe Anforderungen oder unbewusste Wünsche geäußert werden, sich einfach fürchten. Sie fürchten sich dem nicht gerecht zu werden und wollen zum Beispiel ihre Eltern auch gleichzeitig nicht enttäuschen. Das führt dann zu der Angst in die Schule zugehen.

Klientin: Das ist natürlich verständlich, ich werde mich bei Sandra entschuldigen und noch einmal in Ruhe mit ihr reden. Ich denke, dass 2-3 stündiges Lernen nach der Schule ebenfalls zu viel für ein 8 jähriges Mädchen ist.

Therapeut: Es ist sicherlich gut, dass Sie mit ihrer Tochter lernen wollen, aber wie lange das sein soll, sollten sie vielleicht mit ihrer Lehrerin ausmachen. Sie weiß was für ein Lernpensum in diesem Alter angebracht ist und kennt Ihre Tochter. Dennoch sollte die Lösung, die Sie und Ihre Tochter suchen gleichberechtigt sein. Sie sollten mit Ihrer Tochter lernen, aber trotzdem sollte sie die Möglichkeit haben an bestimmten Nachmittagen nicht lernen zu müssen.  Ich bin mir sicher, dass diese Angst zu beheben ist. Machen sie sich keine Sorgen.

Klientin: Das werde ich versuchen. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Herr Stark, ich werde jetzt schnell zu Sandra fahren und mich um sie kümmern. Bis nächste Woche.

Therapeut: Auf Wiedersehen.

Aufgabe 2) Analysieren Sie nun – wie in einer Klausur- Ihr eigenes Fallbeispiel und benennen Sie unter Berücksichtigung der oben vorgegebenen Theorien und deren Grundannahmen die wichtigsten therapeutischen Techniken und belegen Sie Ihre Analyse mit den entsprechenden Textstellen (zum Beispiel: siehe Zeile ...) 

2.1. In dem Fallbeispiel Frau Boriszyk, verwendet der Therapeut Herr Stark verschiedene Methoden von Theorien an um die Probleme zusammen mit seiner Klientin lösen zu können. Hier zu helfen ihm die Personenzentrierte Therapie nach Carl Rogers, die systemische Familientherapie, die Themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohn und die Psychoanalyse nach Sigmund Freud.


2.2.Personenzentrierte Theorie
Die Personenzentrierte Theorie nach Carl Rogers, geht davon aus, dass der Mensch ein von Grund auf gutes Wesen ist. Jeder Mensch strebt nach Selbstaktualisierung, Selbstentwicklung und Selbstverwirklichung. Verschiedene Therapeutenvariabeln und Verhaltensweisen des Therapeuten Herrn Stark können der Klientin helfen sich selbst bei ihren Problemen zu helfen.

2.2.1.Inkongruenz des Ideal-Selbst und Real-Selbst
In der Personenzentrierten Theorie nach Rogers nennt man dieses Phänomen Inkongruenz des Ideal-Selbst und Real-Selbst . Die Realität entspricht also nicht dem, was die Klientin sich idealer Weise vorstellt. Diese Inkongruenz hat zur Folge, dass die Klientin unglücklich und unausgeglichen ist (siehe Zeile14) . Der Therapeut, der diese Inkongruenz erkannt hat versucht nun in dem er sich empathisch verhält diese Störung zu beheben (siehe Zeile 15).
Zu Beginn der Therapiesitzung weißt sich das Problem auf, dass die Klientin das Gefühl hat eine gute Ausbildung als Kassiererin zu haben, was der Realität aber nicht entspricht. Sie stellt sich als Ideal-Selbst vor, erfolgreich in ihrem Beruf zu sein (siehe Zeile 11-13). Was sie nicht wahr haben will oder nicht weiß ist, dass der Beruf als Kassiererin nicht als erfolgreich angesehen wird, wie beispielsweise der Beruf eines Managers (siehe Zeile 14).

2.2.2. Therapeutenvariabel des Spiegelns
Nach Rogers soll der Therapeut des Weiteren versuchen sich in die Erlebniswelt des Klienten einzufühlen und diese nachzuvollziehen. Dabei darf der Therapeut keineswegs das was der Klient sagt bewerten oder interpretieren, sondern nur wiedergeben . Dieses verbalisieren das Verstandenen macht der Therapeut in Form von Spiegeln (siehe Zeile 16-17). Spiegeln ist eine Gesprächstechnik nach Rogers, die zur Folge hat, dass sich der Klient das, was er gesagt hat noch einmal anhört und dazu angeregt wird selbst einen Lösungsweg zu finden.
Auch in diesem Fallbeispiel hilft diese Gesprächstechnik der Klientin. Sie sieht ein, dass ihre Anforderungen und Vorstellungen von sich selbst nicht mit der Realität übereinstimmen(siehe Zeile 18-21).

2.2.3.Kongruenz des Ideal-Selbst und Real-Selbst
Durch die nun entstandene Deckungsgleichheit des Ideal-Selbst und Real-Selbst hebt sich auch das Gefühl der Unglücklichkeit und Unausgeglichenheit wieder auf. Der Klient weiß nun genau, was er wirklich erreichen kann und unterscheidet zwischen dem was er idealer Weise tun möchte und realer Weise tun kann. Somit wird ihr Ideal-Selbst und Real-Selbst wieder kongruent, deckungsgleich .
In dem Fallbeispiel erkennt Frau Boriszyk, dass sie viel zu hohe Erwartungen an sich stellt und versucht zu nächst einmal ihre Ziele niedriger zu setzten (siehe Zeile 21-22).

2.2.4.Therapeutenvariabel Empathie
Wenn der Therapeut seinem Klienten gegenüber außerdem die Therapeutenvariabel der Empathie anwendet, verhält er sich wertschätzend und echt seinem Klienten gegenüber. Alles was dieser sagt wird ernst genommen und objektiv betrachtet.
Durch die Anwendung der Gesprächspsychotherapie, verhält Herr Stark sich empathisch gegenüber Frau Boriszyk und wiederholt das was sie erzählt (siehe Zeile 93-95) um sie zum nachdenken anzuregen, bis sie schließlich von alleine auf die Fehler in ihrem Verhalten kommt.


2.3. Systemische Familientherapie
Schon am Anfang der Therapiestunde ließ Frau Boriszyk vermerken, dass sich vieles in ihrem Leben geändert hat, seit sie mit ihrem Kind und ihren Brüdern nach Deutschland gekommen ist. Als Herr Stark sie darauf anspricht, erfährt er, dass der Grund dafür der Ärger mit den beiden Brüdern von Frau Boriszyk ist. Der Ärger wird durch das nicht Helfen im Haushalt und die Arbeitslosigkeit der Brüder ausgelöst. Mit der systemischen Familientherapie versucht er nun seiner Klientin zu helfen.

2.3.1.Fragen nach dem Vergleich
Zunächst einmal verwendet der Therapeut die Fragen nach dem Vergleich. Diese Fragen nach dem Vergleich haben zur Folge, dass die Klientin über zwei verschiedene Übergänge im Lebenszyklus nachdenkt und diese miteinander vergleicht. Des Weiteren findet der Zutherapierende so selber heraus, wodurch das Problem entstanden sein könnte .
In diesem Fall vergleicht Frau Boriszyk ihr früheres Leben mit ihren Brüdern und das heutige. Wichtige Aspekte, die durch das Fragen nach dem Vergleich klar geworden sind, sind das die beiden Brüder in Bosnien noch zu Schule gegangen sind und das sie hier noch nicht mit der Sprache vertraut sind und auch noch nicht wissen, was sie überhaupt werden wollen(siehe Zeile 36-38).

2.3.2. Wunderfrage
Die Wunderfrage hat zwei wichtige Effekte. Zum einen kann sich der Klient mit dieser ihm unmöglich scheinenden Frage unverbindlich auseinander setzen. Das heißt, dass den Gedanken freien Lauf gelassen werden und ungehemmt über diese unvorstellbare Situation geredet werden kann. Der zweite Effekt der Wunderfrage ist es, dass der Klient nach seinem ungehemmten Nachdenken erkennt, dass das Wunder nicht unmöglich ist.
Um seiner Klientin zu zeigen, dass es auch für ihre Brüder möglich ist, einen Arbeitsplatz oder Ausbildungsplatz zu finden, stellt der Therapeut die Wunderfrage (siehe Zeile 45-46). In dem Fall von Frau Boriszyk geht es darum, dass sie sich auf Grund der Wunderfrage vorstellt, wie es wäre wenn ihre Brüder einen Arbeitsplatz oder eine Ausbildungsstelle finden würden(siehe Zeile 47-48). Gleichzeitig wird ihr aber auch klar, dass es nicht unmöglich ist für ihre Brüder in Deutschland einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle zu finden (siehe Zeile 48-50). Als Unterstützung bietet der Therapeut seiner Klientin nun Adressen an, bei denen sich ihre Brüder über sie derzeitige Arbeitsmarkt Situation erkundigen können.


2.4.Themenzentrierte Interaktion
Nachdem Herr Stark ein weiteres Problem seiner Klientin aufgefallen ist, spricht er sie darauf an. Es stellt sich heraus, dass das Verhältnis von Frau Boriszyk und ihren beiden Brüdern gestört ist. In diesem Fall hat der Therapeut sich für die Methoden, Hilfsregel, Postulate und Axiome der Themenzentrierten Interaktion entschieden. Nach der Theorie von Ruth Cohn versucht er nun das gestörte Verhältnis wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. In der Themenzentrierten Interaktion wird der Mensch nicht alleine als Individuum gesehen, sondern immer als Ganzen, im Bezug zu seiner Umwelt, dem Thema und seinen Mitmenschen. Diese Theorie kann auf sämtliche Gruppen(arbeiten) angewandt werden.

2.4.1.Ich Wir Es Globen-Balance
In dem TZI-Dreieck gibt es drei Ecken, die jeweils für das ICH, WIR, und das ES, das Thema stehen. Um dieses Dreieck herum befindet sich eine Kugel, die das Globe darstellt, welches jeweils das konkrete Umfeld von Zeit und Situation, das die Gruppe beeinflusst und von der sie beeinflusst wird, also die Umgebung im nächsten und weitesten Sinne . Das TZI-Dreieck befindet sich in einem Gleichgewicht, vorausgesetzt das alles mit der Gruppe, mit jeder einzelnen Person und dem Thema in Ordnung ist. In dem Fall von Frau Boriszyk findet sich das TZI-Dreick in einem Ungleichgewicht (siehe Zeile 56-57). Nach der Themenzentrierten Interaktion ist aus der Sicht von Frau Boriszyk, sie das ICH im Dreieck. Ihre Brüder mit ihr zusammen als Familie sind das WIR und ihre gemeinsame Beziehung zueinander ist das ES, das Thema. Das sich das TZI-Dreieck in einem Ungleichgewicht befindet, erkennt man daran, dass die Brüder der Klientin sie nicht ernst genug nehmen. Somit muss sich etwas an dem WIR verändern. Aber auch das ICH, Frau Boriszyk muss ihre Einstellung zu ihren Brüdern ändern, weil diese in ihren Augen faul sind. Nur so kann ein Gleichgewicht wieder hergestellt werden.

2.4.3. Das zweite Postulat
Dieses zweite Postulat, Störungen haben Vorrang bedeutet, dass wenn es eine Störung innerhalb oder außerhalb der Gruppe gibt, diese sofort bewältigt werden soll, bevor man in der Gruppe zusammen weiter arbeitet . Die Störung im Falle der Klientin ist die, dass es Unstimmigkeiten ihrerseits über das Verhalten ihrer Brüder gibt (siehe Zeile59-61).
Frau Boriszyk ist sauer, sich alleine um den Hauhalt kümmern zu müssen und das ihre Brüder sich keine Ausbildungsstelle oder Arbeitsplatz suchen. Um seiner Klientin weitere Tipps zur Verbesserung der Beziehung zwischen ihren Brüdern zu geben, teil der Therapeut ihr die wichtigsten Fakten des zweiten Axioms mit (siehe Zeile 61-62).

2.4.4.Das zweite ethisch-soziale Axiom
Das zweite ethisch-soziale Axiom besagt, das jedem Lebendigem und seinem Wachstum Erfurcht gebührt. Respekt vor dem Wachstum bedingt bewertende Entscheidungen. Das Humane ist wertvoll und das Inhumane ist wertbedrohend.
Frau Boriszyk gebührt ihren Brüdern gegenüber keinen Respekt, weil sie sagt, sie seien faul. Mit Hilfe des zweiten Axioms soll sie nun lernen, ihre Brüder und was sie tun zu respektieren, sodass auch ihr Respekt von ihren Brüdern gebührt wird.
2.4.2.Hilfsregeln
Die Hilfsregeln der Themenzentrierten Interaktion helfen jedem Teilnehmer, der an einem Gespräch beteiligt ist, eine gute Kommunikation zu führen.
Herr Stark wendet zu nächst die Hilfsregel an, sich klar auszudrücken soll und lieber öfter die Worte „ich“ und „wir“, anstatt „man“ in einer Konversation benutzten soll (siehe Zeile 63-64). In dem Frau Boriszyk sich klarer ausdrückt und nur von sich als einzelne Person spricht, kommt es weniger zu Missverständnissen.
Als nächstes verwendet der Therapeut die Hilfsregel, dass man in einer guten Kommunikation auch eine Pause, einlegen sollte um zu schweigen und nachzudenken (siehe Zeile 64-65). Durch die Pausen zum schweigen kommen alle Beteiligten zum Nachdenken und manche Dinge, wie zum Beispiel die Faulheit der beiden Brüder arten nicht in einem Streit aus.


2.5.Psychoanalyse
Am Ende der Therapiestunde kommt Frau Boriszyk auf das Problem ihrer 8 jährigen Tochter Sandra zu sprechen, die unter Schulangst leidet. Herr Stark entscheidet sich dazu, dieses Problem an Hand der Psychoanalyse nach Sigmund Freud zu lösen. Die Psychoanalyse geht davon aus, dass der Mensch von drei Trieben gesteuert wird. Dem Selbsterhaltungstrieb, dem Sexualtrieb und dem Todestrieb. Des Weiteren durchläuft jeder Mensch drei verschiedene Phasen in der Libido, der Energie der sexuellen Triebe. Außerdem entwickelte Freud ein Instanzenmodell, nach dem jeder Mensch von einem Lustprinzip, dem ES, einem Moralprinzip, dem Über-Ich und einem Realitätsprinzip dem ICH gesteuert wird. Geraten diese drei Instanzen in ein Ungleichgewicht, kann zum Beispiel eine Ich-Schwäche entstehen.

2.5.1.Ich-Schwäche
Nach Sigmund Freud gehören der Laissez-faire Erziehungsstil, das Überbehüten und die Überforderung eines Menschen zu einer Reihe von Fehlformen in der Erziehung. Diese Fehlformen haben zur Folge, dass ein Ungleichgewicht der einzelnen Persönlichkeitsinstanzen zustande kommt. Das bedeutet, dass eine der drei Instanzen schwächer wahrgenommen wird als die anderen. Daraus folgt zum Beispiel eine Ich-Schwäche, welche bewirkt, dass unangemessene Ängste und übertriebene Einsätze von Abwehrmechanismen auftreten. Das kann zu Leugnungen, Verzerrungen, Verfälschungen der Realität und realitätsunangepasstem Verhalten führen. Im schlimmsten Fall ist die Folge davon eine seelische Fehlentwicklung .
In dem Fallbeispiel findet der Therapeut heraus, dass Frau Boriszyk ihre Tochter laissez-faire, erzieht (siehe Zeile 75-77). Das erkennt man daran, dass Sandra von ihrer Mutter für alles eine Erlaubnis bekommt, angefangen von Süßigkeiten bis zum langen aufbleiben. Außerdem wächst Sandra überbehütet auf , da ihre Mutter sie auf Schritt und Tritt begleitet, (siehe Zeile 79-82). Des Weiteren stellt Frau Boriszyk an ihre Tochter hohe schulische Erwartungen (siehe Zeile 86-89) aus Angst, dass ihre Tochter keine gute Schülerin ist und später von dem Geld anderer abhängig ist. Bezogen auf das Fallbeispiel ist es nicht zu einer seelischen Fehlentwicklung gekommen, sondern nur zum Auftreten unangemessener Angst, der Schulangst (siehe Zeile 98-99).
Herr Stark erklärt seiner Klientin nun, wie solch eine Angst zustande kommt (siehe Zeile 102-105). Durch die Erklärung, wie die Angst von Sandra zu Stande gekommen ist, versteht Frau Boriszyk sofort was nicht richtig gewesen ist. Zuletzt gibt der Therapeut seiner Klientin noch einen Rat mit, sich mit Sandras Lehrerin zu unterhalten, um weiter Überforderungen zu vermeiden (siehe Zeile 109-111).


2.6.Aktives Zuhören
Das Aktive Zuhören, welches von Thomas Gordon entwickelt wurde, dient dazu, die Kommunikation zu erleichtern und zu verbessern. In erster Linie geht es um einen Sender, denjenigen der eine Botschaft an den Empfänger sendet. Diese Botschaften sind meist verschlüsselt. Die Aufgabe des Empfängers besteht nach den Annahmen des Aktiven Zuhörens darin, diese Botschaft zu decodieren und zu interpretieren. Das Interpretierte wird an den Sender zurück gesendet um heraus zu finden ob der Empfänger die Botschaft richtig verstanden hat. Diese Methode kann ebenfalls in dem Fallbeispiel von Herrn Stark angewandt werden.

2.6.2. Ich-Botschaften
Unter Ich-Botschaften versteht Thomas Gordon Sätze, die der Sender dem Empfänger aus seiner Sicht sendet. Damit sind Sätze gemeint, die ehrlich sind und etwas über die Gefühle und Gedanken des Senders aussagen. Ich-Botschaften enthalten meistens das Wort „Ich“ um ehrlicher und wirkungsvoller auf den Empfänger zu wirken. Des Weiteren wandeln Ich-Botschaften Rücksichtslosigkeit in Rücksichtsnahme um, weil sie bei dem Empfänger auf mehr Verständnis stoßen.
Herr Stark benutzt in seiner Therapiestunde mit Frau Boriszyk eine Ich-Botschaft, in dem er ehrlich zu seiner Klientin ist und ihr sagt, dass er ihr Verhalten bezüglich ihren Brüdern nicht für richtig hält (siehe Zeile 58-59). Diese Methode ist nach Thomas Gordon besser als Du-Botschaften einzusetzen, da diese oftmals falsch verstanden werden und Rücksichtslosigkeit zur Folge haben.

2.6.1.Türöffner
Thomas Gordon bezeichnet in seiner Theorie des aktiven Zuhörens so genannte Türöffner als offene Fragen. Diese Art von Fragen soll dem Sender helfen sich zu öffnen und offen über die Probleme zu sprechen. Es besteht so zu sagen die offene Möglichkeit sich seinem Gesprächspartner zu öffnen.
In dem Fallbeispiel Frau Boriszyk wendet der Therapeut ebenfalls diese Methode der Gesprächsführung an (siehe Zeile 83-84). Einfühlsam fragt der Therapeut seine Klientin, bzw. der Empfänger seine Senderin, ob sie über die vermeidlichen Probleme ihrer Tochter mit ihm sprechen möchte. Es besteht auch hier die Möglichkeit die Art von Türöffner nicht zu benutzten, aber die Senderin willigt ein und öffnet sich gegenüber ihrem Empfänger (siehe Zeile 85).

2.6.3.Aktives Zuhören
Durch die Methode des aktiven Zuhörens können Missverständnisse aufgedeckt und geklärt werden. Der Empfänger, der sich nicht sicher ist ob er die Botschaft des Senders richtig entschlüsselt hat, gibt das was er in die Botschaft interpretiert zum Sender zurück. Anschließend sendet der Sender dem Empfänger ein Botschaft um ihm zu zeigen, ob es mit seiner Interpretation richtig oder falsch lag.
In dem Fallbeispiel verwendet der Therapeut ebenfalls das aktive Zuhören. Nachdem die Senderin Frau Boriszyk ihm die Botschaft gesendet hat, dass ihrer Meinung nach Sandra unbegründeter Weise Angst hat in die Schule zu gehen, versucht er diese Botschaft zu entschlüsseln. Der Therapeut (Empfänger) interpretiert in diese Aussage, in dem er das, was er verstanden hat, sagt. Nämlich, dass Frau Boriszyk es für richtig hält das ihre Tochter bis zu drei Stunden am Tag lernt (siehe Zeile 93-95). Frau Boriszyk sendet Ihrem Empfänger daraufhin eine Botschaft, dass er ihre Botschaft richtig verstanden habe (siehe Zeile 96-97).

2.6.4.Niederlaglose Methode
Bei der niederlagslosen Methode geht es darum, dass ein Konflikt zum Beispiel zwischen zwei Menschen so gelöst wird, dass niemand darunter leidet. Zunächst einmal gibt es durch diese Methode keinen Sieger und keinen Verlierer. Es wird nach einer Lösung gesucht, der beide Menschen gerecht werden können und die auch wirklich eingehalten wird. Mit dieser Lösung muss jeder einverstanden sein, damit diese Methode überhaupt wirken kann.
Frau Boriszyk ist davon überzeugt, dass ihre Tochter viel lernen muss um es zu etwas zu bringen. Doch wieviel wirklich gut für sie ist, weiß Frau Boriszyk nicht. Der Therapeut versucht nun nach der Niederlaglosen Methode eine Lösung für dieses Problem zu finden (siehe Zeile 109-111). Er schlägt deshalb vor eine gemeinsame gleichgerechte Konfliktlösung zu finden. Diese könnte folgendermaßen aussehen, dass Sandra zum einen fleißig mit ihrer Mutter lernt und zum anderen noch genug freie Zeit für sich und ihre Freunde hat (siehe Zeile 112-113).

2.6.5. Passives Zuhören
Eine andere Bezeichnung des passiven Zuhörens ist das Schweigen. Das Schweigen in einem Gespräch ist nicht unbedingt einfach und kann schnell missverstanden werden. Allerdings ist es richtig angewandt eine sinnvolle Methode. Es hat zur Folge, dass der Sender dazu verführt wird darüber zu sprechen, was ihm wirklich nahe geht.
Auch Herr Stark der Therapeut von Frau Boriszyk hat sich entschlossen das passive Zuhören in der Therapiestunde anzuwenden. Nachdem er über ein Problem mit seiner Klientin gesprochen hat, merkt Herr Stark, dass diese schon frühzeitig mit der Therapiestunde aufhören möchte. Er verwendet nun die Methode des passiven Zuhörens, weil er bemerkt, dass es noch etwas gibt was seine Klientin bedrückt (siehe Zeile 69). Kurze Zeit später beginnt Frau Boriszyk damit über ihr Problem zu berichten.

2.7.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Therapeut anhand der verschiedenen Theorien, die Probleme von Frau Boriszyk erfolgreich bewältigt hat. Durch das gezielte einsetzten unterschiedlicher Theorien, ist auch für den Klienten ein abwechselungsreiches Programm entstanden. Auch wenn sich die Theorien teilweise widersprechen ist es wichtig, nicht nur an einer Theorie festzuhalten.